Die Rache einer Sprayerin
Krimi der Woche: Um Freundschaft und Verrat in der Sprayerszene dreht sich der dramatische Thriller «Rot für Rache» des Finnen Jari Järvelä.

Der erste Satz:
In dem rumpelnden S-Bahn-Waggon war ich mit meinen vier besten Freunden unterwegs.
Das Buch:
Skandinavische Krimis sind im Trend. Vor allem schwedische Autoren bedienen auch deutschsprachige Bestsellerlisten regelmässig mit Mainstream-Stoff. Interessantere Autoren kommen aber oft von den Aussenseiten Skandinaviens, aus Norwegen und vor allem aus Finnland. Ein schönes Beispiel ist der mehrfach preisgekrönte finnische Autor Jari Järvelä mit seiner Metro-Reihe.
Metro ist jung und rebellisch, schwarz und finnisch. Eigentlich heisst sie Maria, doch ihre Freunde und Feinde kennen sie unter ihrem Sprayernamen Metro. Sie ist die Heldin und Ich-Erzählerin von Järveläs aktueller Romanreihe. Im jetzt auf Deutsch erschienenen zweiten Band «Rot für Rache» ist sie mit ihrem Rucksack voller Spraydosen in Berlin unterwegs. Aus ihrer finnischen Heimatstadt Kotka musste sie verschwinden. Ihr Freund wurde dort, als sie beim Sprayen erwischt wurden, von einem Security-Mann von einem Dach gestossen und starb beim Aufprall am Boden. Davon und von der gnadenlosen Rache, die Metro nahm, erzählte der erste Band «Weiss für Wut», der letztes Jahr erschienen ist. Nach einer Zeit in der ukrainischen Geisterstadt Prypjat bei Tschernobyl hat die junge Frau nun zusammen mit Freunden bei einem Sprayer in Berlin Zuflucht gefunden. Sie leben gemeinsam in einem Abbruchhaus, in dem der Street-Art-Star Bansky vor Jahren ein grosses Wandbild hinterlassen hat. Als Metro eines Tages in das Haus zurückkehrt, ist die ganze Wand mit dem Bansky weg, und zwei Freunde sind getötet worden. Es wird Zeit für einen neuen Rachefeldzug.
Es ist eine besondere und für die Kriminalliteratur aussergewöhnliche Szene, in der Järvelä seine knallharten Metro-Thriller angesiedelt hat. Doch letztlich geht es in der ebenso dramatischen wie emotionalen Geschichte um allgemeingültige Themen wie Freundschaft und Verrat. Metros «Gastgeber» in Berlin präsentiert die Werke der Sprayer-Gruppe in einer kommerziellen Galerie als seine eigenen, und die Bansky-Wand landet in der Kunstsammlung eines ebenso reichen wie skrupellosen Russen in dessen Sommerhaus in Finnland. Dort will Metro, die in der Hafenstadt Kotka auf die Hilfe alter Freunde zählen kann, zuschlagen.
Im ersten Metro-Roman hat Järvelä, der ursprünglich Lehrer war, noch stärker auf psychologische Erklärungen gesetzt als in der Fortsetzung. In dieser entschlüsselt sich, wie in vielen guten Hardboiled-Krimis, die Haltung der Protagonisten nicht aus Erklärungen, sondern aus ihren Handlungen. Und hier wie dort haben diese, wie hart und brutal ihr Handeln auch sein mag, eine klare Moral, die sie leitet. Eine Moral, von der sie sich durch nichts und niemanden abbringen lassen. Selbst wenn das eigene Überleben auf dem Spiel steht.
Die Wertung:
Der Autor: Jari Järvelä, geboren 1966 in Helsinki, war als Lehrer tätig, bevor er 1996 freier Schriftsteller wurde. Inzwischen hat er 14 Romane veröffentlicht, zudem mehrere Kurzgeschichtensammlungen, und er schreibt auch Theaterstücke und Hörspiele. Er wurde in Finnland vielfach ausgezeichnet, so insbesondere 2007 mit dem staatlichen Literaturpreis (Kirjallisuuden valtionpalkinto), der erstmals 1865 verliehen wurde. «Rot für Rache» ist der zweite Band einer Thriller-Serie um die Sprayerin Metro; der erste Band ist auf Deutsch 2016 unter dem Titel «Weiss für Wut» erschienen. Järvelä lebt mit Frau und Kind in der finnischen Hafenstadt Kotka.

Jari Järvelä: «Rot für Rache» (Original: «Tyttö ja rotta», Tammi, Helsinki, 2015). Aus dem Finnischen von Gabriele Schrey-Vasara. Carl's books, München, 2017. 253 S., ca. 21 Fr.
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