Die Revolution der Anatomie
Andreas Vesal vereinte vor 500 Jahren Wissenschaft und Kunst. Eine Schau widmet sich seiner Pionierarbeit.

Nur einen Tag nachdem der Flame Andreas Vesal in Padua sein Medizinstudium mit Bravour abgeschlossen hatte, wurde er an derselben Universität auf einen Lehrstuhl für Chirurgie und Anatomie berufen. Man schrieb das Jahr 1537. Wäre es nach den Gepflogenheiten der damaligen Zeit gegangen, hätte Vesal fortan seinen Studenten aus den antiken Schriften des Claudius Galenus vorgelesen, während gleichzeitig ein Barbierchirurg eine Sektion, eine Leichenschau durchführte. Der 23-jährige Professor hingegen verblüffte seine Studenten und die Öffentlichkeit, indem er auf bisher nicht gesehene Art selbst Hand anlegte. «Es braucht eine starke Persönlichkeit, mit einer tausendjährigen Tradition zu brechen», sagt Magdalena Müller-Gerbl, Professorin für Anatomie an der Universität Basel.