Flusskreuzfahrt auf der DonauDie Riverside Mozart sorgt für neue Töne
Der Hamburger Unternehmer und Hotelbesitzer Gregor Gerlach bringt ein ungewöhnlich breites Flusskreuzfahrtschiff und eine zukunftsweisende Art von Luxus auf den Strom zwischen Passau und Belgrad.

Ein voluminöser Loungesessel in modischem Hellgrau steht in der einen Ecke. Er passt eigentlich nicht zu der klassisch dunkelbraunen Ledergarnitur, mit der Gregor Gerlach sein Büro im sechsten Stock in bester Innenstadtlage von Hamburg eingerichtet hat. Von hier aus sieht er das alte Wahrzeichen der Hansestadt, den Michel, und auch die Türme der St.-Katharinen- und der St.-Jacobi-Kirche. Die Elbe bleibt ausserhalb des Blickfeldes, obwohl sie ganz nah an seinem Büro vorbeifliesst. Vielleicht hat Gerlach den norddeutschen Fluss auch deshalb nicht auf dem Radar, sondern fokussiert sich auf die Donau.
Der graue Sessel in Sitzsackoptik, der aus der Büroeinrichtung des Unternehmers heraussticht, ist ein Musterstück für das neueste Projekt, das er im April aufs Wasser bringen will: die Riverside Mozart – ein Flusskreuzfahrtschiff in neuer Dimension, 124 Meter lang und mit 23 Metern der breiteste Rivercruiser der Welt. Mit ihm soll die Art von Luxus auf die Donau einziehen, die hier noch nie gesehen wurde.
Schiff aus der Konkursmasse
Bis jetzt beschäftigte sich Gerlach als Chef der Seaside Hotel Collection mit Hotels. Seinem Hamburger Familienunternehmen gehören Herbergen in Deutschland, auf den Kanaren und den Malediven. Das Schiff hat er aus der Konkursmasse der Anfang 2022 in Insolvenz gegangenen Crystal Cruises übernommen. Das Unternehmen aus den USA hatte den Ende der 80er-Jahre gebauten Flusskreuzer erst gerade für sage und schreibe 40 Millionen Dollar umgebaut, modernisiert und neu eingerichtet.

«Wir sind mit unseren Architekten durchgegangen und fanden nichts, was wir hätten austauschen müssen», sagt Gregor Gerlach anerkennend. Und das, obwohl der amerikanische Stil nicht unbedingt dem europäischen Geschmack entspricht. «Einzig der Sonnendeckbereich war etwas lieblos gestaltet. Den machen wir jetzt neu», verspricht der 53-Jährige. «Aber das liegt daran, dass sich die Amerikaner lieber in den klimatisierten Innenräumen aufhalten.»
Auf das Styling und die Ausstattung der Riverside Mozart legt der Hanseat, der schon lange vom Einstieg ins Flusskreuzfahrtgeschäft träumte, seine ganze Aufmerksamkeit. Denn das ist ein Teil des Luxus, den er den Passagieren auf der Donau verspricht. «30 Jahre hat sich in der Flusskreuzfahrt eigentlich nichts verändert. Die Schiffe sehen immer noch aus wie damals», wundert sich Gerlach. «Das wollen wir ändern.» Und hier sieht er auch die Nische im ansonsten überfüllten Flusskreuzfahrtmarkt. «Wir werden das erste Schiff auf der Donau im Fünfsternbereich betreiben», so seine These.

Indiz ist die Grösse der Kabinen. Die kleinste misst 20, die grösste 80 Quadratmeter. Es werden alle Suiten sein, nur 53 an der Zahl. Auf die 80 Gäste kommen 83 Service- und Crewmitarbeiter. Denn verwöhnen will Gregor Gerlach die Gäste auf der Riverside Mozart in jedem Fall: «Alle kommen in den Genuss eines Butler-Service.» Dazu passt auch, dass die Bordküche allein 200 Quadratmeter misst und Platz für zwölf Köche bietet, die vier Restaurants bespielen. Ihr Ziel ist ambitioniert: Sie wollen auch anspruchsvolle Gaumen überraschen. Das Sonnendeck, das noch von den Architekten umgestaltet wird, bekommt zudem eine Barbecue-Station.
Schiff auch für jüngere Passagiere
Mit der ungewöhnlichen Breite von 23 Metern – das Standardmass beträgt elf Meter – kann die Riverside Mozart allerdings nur die Donau ab Passau befahren, dafür theoretisch aber bis ins Donaudelta am Schwarzen Meer. «Im Moment ist allerdings bei Belgrad Schluss», sagt Gregor Gerlach. Die Strecke kann man in Abschnitte von drei, vier oder sieben Tagen unterteilen und so auch kürzere Flussfahrterlebnisse buchen. Das verspricht mehr Flexibilität und soll auch jüngere Gäste anziehen. «Ein exklusives Ausflugsprogramm ist auch schon in Planung», sagt der Neureeder.

Mit dem im internationalen, modernen Stil eingerichteten Schiff, das neue Massstäbe auch im Design setzen soll, zielt der wassersportaffine Unternehmer auf Gäste aus Europa und Amerika. Die Riverside Mozart macht nur den Anfang. Es stehen noch vier weitere Flusskreuzfahrtschiffe am Start, alle aus der Insolvenzmasse von Crystal Cruises.
Zur Flotte der Riverside Luxury Cruises gehört nun auch die Debussy, die ab Mitte April auf dem Rhein fahren wird. Das Revier der Ravel werden ab Anfang Mai die Rhone und die Saône sein. Zwei weitere Cruiser, die Bach und die Mahler, starten 2024. Das Quartett wurde, kurz bevor Corona ausbrach, neu gebaut und mit feinen Stoffen und Materialien ausgestattet.
Gregor Gerlach, der mit seiner Schwester Anouchka die Seaside Hotel Collection und nun auch die Riverside Luxury Cruises besitzt, wird sich bald vom grossen Loungesessel in seinem Büro verabschieden. Das Teil geht auch auf die Reise.
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