Geldberater: Der Marktschrei(b)erDie Saat von Lonza wird aufgehen
Der Ölpreis ist deutlich gestiegen und birgt doch Gefahren +++ für Aryzta und U-Blox läuft es rund +++ und die BLKB will mit neuen Angeboten punkten.

Aryzta: Dosiert kaufen
Es läuft gerade gut für Aryzta. Der Spezialist für tiefgekühlte Backwaren gehört mit einem Plus von 80 Prozent zu den besten Aktien an der Schweizer Börse im laufenden Jahr. Für mich in diesem Ausmass ein überraschend starker Anstieg. Das Umfeld für die Gastrobranche in Europa ist immer noch ungemütlich. Schliesslich erholen sich Abnehmer von Aryztas Gebäck erst nach und nach. Die Rückkehr zu Wachstum nun nach sieben Quartalen in Folge mit schrumpfendem Umsatz ist deshalb zweifelsohne ein Lichtblick. Was mich ebenfalls freut: Das neue Management um Verwaltungsratspräsident Urs Jordi geht weiterhin rigoros vor beim Ausbügeln der Fehler seiner Vorgänger. Die Fokussierung auf Europa und Asien erscheint dabei durchaus sinnvoll. Nun muss noch die hohe Verschuldung weg. Aryzta wird erst Anfang Oktober das nächste Mal über die weiteren operativen Fortschritte berichten. Bis dann erwarte ich einen Aktienkurs mit starken Schwankungen. Wer das aushält, kann immer noch einsteigen. Denn langfristig sind die Titel viel mehr wert als heute.
U-Blox: Dosiert kaufen
Der Chipdesigner U-Blox war einst Liebling der Börse. Lange ist es her. Im Sommer 2016 markierten die Papiere ihr Allzeithoch bei mehr als 245 Franken, inzwischen notieren die Aktien nur noch um die 65. Schuld sind eine Reihe enttäuschender Zahlen, gefolgt von Umsatzwarnungen. Erst hat der Handelskonflikt zwischen China und den USA die Klientel verunsichert, dann die Corona-Krise. Diese Woche nun ein Lichtblick: Das Management von U-Blox erhöhte die Ziele für das laufende Jahr. Das Geschäft laufe durch die Bank weg besser, erklärte U-Blox-Chef Thomas Seiler. Die Auftragsbücher seien gut gefüllt. Im Vergleich zu vielen Rivalen scheinen U-Blox-Papiere daher unterbewertet. Das hat mit verlorenem Vertrauen durch die Enttäuschungen zu tun. Ausserdem ist die Visibilität in der Techbranche derzeit nicht hoch: Der Mangel an Bauteilen bremst alle aus, auch U-Blox. Mutige setzen darauf, dass der Aufschwung der Chip-Firma dieses Mal nachhaltig ist.
BLKB: Meiden
Gegenüber Bankaktien bin ich skeptisch eingestellt. Die tiefen Zinsen lassen die Margen der Finanzinstitute seit Jahren dahinschmelzen, dazu kommen ein intensiver Wettbewerb und grosse Herausforderungen wie die Digitalisierung der Branche. Dieser will die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) unter anderem mit einer neuen Digitalbank begegnen, wie CEO John Häfelfinger jüngst erzählt hat. Geplant ist der Markteintritt der neuen Bank im nächsten Jahr. Erreichen will die Kantonalbank mit dem digitalen Angebot vermögende Kunden aus dem Mittelstand, die ihr Geld zudem nachhaltig anlegen wollen. Denen will die BLKB was bieten. Digitale Angebote, die nur Karte oder Konto beinhalten, gebe es in der Schweiz schliesslich genügend, so der CEO. Ich bin gespannt, ob der Plan aufgeht, waren die tiefen Kosten doch bislang eines der Hauptargumente für Digitalbanken. Auswirkungen auf den BLKB-Kurs sind durch die neue Offerte aber kaum zu erwarten. Der Streubesitz der Zertifikate ist gering, sie werden nur wenig gehandelt. In den vergangenen drei Jahren hat sich ihr Kurs seitwärts bewegt. BLKB sind eher eine Sache für Liebhaber.
Lonza: Kaufen
Die Lonza-Aktien sind dieses Jahr noch nicht richtig vom Fleck gekommen. Im vergangenen Jahr waren sie mit einem Plus von 60 Prozent Gewinner im Schweizer Leitindex SMI. Getrieben war die Avance von Corona-Projekten, allen voran jenes mit dem US-Impfstoffentwickler Moderna. In den vergangenen Tagen haben die beiden zweimal die Erweiterungen von gemeinsamen Produktionskapazitäten für Impfstoffe bekannt gegeben. Lonza baut auch für Antikörper im grossen Stil aus. In dem Bereich ist sie führend. Für 2020, dieses und nächstes Jahr hat sich das Unternehmen vorgenommen, je eine Milliarde Franken zu investieren. Das dürfte sich auszahlen: Denn schon bald wird es aus jedem Franken etwas mehr als einen Franken Umsatz generieren, da die neuen Anlagen noch profitabler sind als die bestehenden. Gemäss der Zürcher Kantonalbank soll der Lonza-Umsatz von 4,5 Milliarden Franken im vergangenen Jahr bis zum Ende der Dekade auf 12 Milliarden anschwellen. Die Lonza-Aktien sind zwar teuer. Aber sie eignen sich hervorragend, um sie zu kaufen und ein paar Jahre lang einfach zu vergessen. Die Saat des Marktführers wird früher oder später aufgehen.
Diese Kolumne wird von den Redaktorinnen und Redaktoren der «Finanz und Wirtschaft» verfasst. Sie haben sich verpflichtet, nicht in den entsprechenden Titeln aktiv zu sein. Wer die Tipps dieser Kolumne umsetzt, tut das auf eigenes Risiko. Die SonntagsZeitung übernimmt keine Verantwortung. Weitere Artikel der «Finanz und Wirtschaft» finden Sie unter www.fuw.ch.
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