«Die schlimmsten Sprüche seit der Nazi-Zeit»
Seit Wochen häufen sich wegen des Gaza-Konflikts antisemitische Vorfälle in Europa. Jetzt wählt der Chef des Zentralrats der Juden in Deutschland drastische Worte für die Situation.

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, hat sich erneut tief besorgt gezeigt angesichts der zahlreichen antisemitischen Vorfälle in Deutschland und anderen europäischen Ländern. Zu hören seien «die schlimmsten antisemitischen Sprüche auf der Strasse seit der Nazi-Zeit», sagte Graumann der Nachrichtenagentur AFP. «Wir fühlen uns verwundet und verletzt», fügte er hinzu.
Graumann betonte, es gehe nicht nur um Deutschland. In Frankreich beispielsweise sei die Situation «noch schlimmer». Der Zentralrats-Präsident hob ausdrücklich hervor, dass sich Staat und Politiker schützend vor die jüdischen Gemeinschaften stellten.
«Das kann man nicht vergleichen»
Der britische «Guardian» hatte Graumann zuvor mit dem Satz zitiert: «Das sind die schlimmsten Zeiten seit der Nazi-Ära.» Graumann sagte gegenüber der AFP, er habe aber nicht die Situation insgesamt gemeint, sondern die öffentlich geäusserten Sprüche. «Das kann man nicht vergleichen, damals war der Staat derjenige, der Juden verfolgt hat», sagte er mit Blick auf die Nazi-Zeit. «Staat und Politik schützen uns jetzt.»
Dem «Guardian» sagte Graumann: «Auf den Strassen hört man Sachen wie ‹Die Juden sollten vergast werden›, ‹Die Juden sollten verbrannt werden› – das haben wir in Deutschland seit Jahrzehnten nicht gehabt.» Es handele sich nicht um Kritik an der israelischen Politik, sondern um «puren Hass gegen die Juden», sagte Graumann der britischen Zeitung weiter. Und das sei nicht nur ein deutsches Phänomen.
Graumann hatte bereits vor einigen Tagen unzureichende Solidarität durch die deutschen Bürger beklagt. In mehreren deutschen Städten hatte es zuletzt Kundgebungen gegen die israelische Militäroffensive im Gazastreifen gegeben. Dabei waren teilweise auch judenfeindliche Sprechchöre zu hören. Auf eine Synagoge in Wuppertal wurden Brandsätze geworfen.
AFP/bru
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