Die Schöne und der Müll
Virginia Raggi war angetreten, Italiens Hauptstadt Rom wieder leuchten zu lassen. Nach zwei Monaten hat nicht nur der Stern der neuen Bürgermeisterin an Glanz verloren.

Der Chor hallt noch nach: «Onestà, onestà!» Vorgetragen mit Furor: «Ehrlichkeit, Ehrlichkeit!» Als Virginia Raggi vor zwei Monaten in die Aula Giulio Cesare einzog, den prachtvollen Sitzungssaal des römischen Gemeinderats, wehte das Versprechen mit, dass mit dieser jungen, hübschen, politisch unerfahrenen und unverbrauchten Bürgermeisterin von der Protestpartei Cinque Stelle alles anders werden würde. Redlicher, sauberer in jeder Hinsicht, dynamischer. Zwar hatte sie kaum jemand gekannt vor der Wahl. Doch 67,2 Prozent der Wähler nahmen hoffnungsfroh an, dass die Unbekannte schon besser sein würde als ihre Vorgänger, linke wie rechte.