Die «schönste Wiese Europas»
Sie gilt als Geheimtipp: die Hürstwiese in Affoltern. Jetzt soll das Idyll einen Brunnen und ein Züri-WC erhalten.

Es war ein Abend der Superlative im Zürcher Stadtparlament. Von der «schönsten Wiese in der Stadt, wenn nicht im Kanton», sprach SVP-Gemeinderat Peter Schick am Mittwoch, wobei er sich auf nicht näher definierte Umfragen berief. Die Rede war von der Hürstwiese in Affoltern, die laut Schick jetzt gar zur «schönsten Wiese der Schweiz» werden soll.
Hürstwiese? Manchem Parlamentarier dürfte es genauso ergangen sein wie Tiefbauvorsteher Richard Wolff (AL). Der gestand im Ratsaal, er habe die Wiese nicht gekannt. Bis zum letzten Wochenende. Da ging Wolff auf Erkundungstour nach Zürich-Nord. Und er fand die Super-Wiese, im Wald zwischen Seebach und Affoltern, hinter den Bahngleisen, nahe der Bushaltestelle Hürstholz.
Grillparadies am Stadtrand
«Die schönste Wiese Europas», nannte sie Wolff im Rat, offenbar leicht euphorisiert vom gelungenen Wochenendausflug. Beeindruckt hatten ihn nebst dem lauschigen Ort auch die vielen Grillplätze, von denen es bei seinem Besuch am Vormittag bereits tüchtig gequalmt habe. Doch die Hürstwiese hat einen Makel. Es fehlt ein Frischwasserbrunnen. Zwar gibt es einen Pumpbrunnen, doch der trägt das Hinweisschild «Kein Trinkwasser». Seit 1983 steht diese Grundwasserpumpanlage dort, ohne Anschluss ans städtische Trinkwassernetz, weshalb die Wasserqualität den heutigen Standards nicht genügt. Das soll sich jetzt ändern.
Die CVP, im Frühling aus dem Parlament gewählt, hatte vor einem Jahr ein Postulat eingereicht, das einen Trinkwasserbrunnen und gleich auch noch ein Züri-WC auf der Hürstwiese fordert. Genau dies hatte zuvor bereits eine von über 400 Quartierbewohnern unterschriebene Petition verlangt.
Kosten: 300 000 Franken
Im Rat stiess das Postulat auf viel Zustimmung: Ein Brunnen an dem Ort sei dringend nötig, lautete der Tenor aus allen Parteien. Es gehe um ein beliebtes Naherholungsgebiet für Affoltern und Seebach, das an schönen Tagen und Abenden sowie an Wochenenden stark frequentiert werde. Viele Familien mit Kindern benützten die ehemalige Sportplatzwiese zum Grillieren, Spielen oder Ausspannen.
Einzig Wolff störte die Harmonie – trotz seines Ausflugs am Wochenende. Das Anliegen sei zwar sympathisch, doch der Stadtrat habe auch den Auftrag, aufs Geld zu schauen. Brunnen und WC würden sehr teuer, mahnte der AL-Stadtrat. Die Kosten für deren Installation samt Wasser- und Abwasserleitungen schätzte Wolff auf 300 000 Franken. Zudem warnte er, bei einem Ja könnten künftig auch andere Quartiere den Wunsch anmelden, ihre Picknickplätze im Wald mit Brunnen und WC auszustatten.
«Letztlich Ansichtssache»
Doch das Parlament liess sich nicht umstimmen. In seltener Einigkeit, mit 114 gegen 1 Stimme (aus der GLP) überwies es das Postulat. Sehr zur Freude von Ex-CVP-Gemeinderat Mario Mariani, der den Vorstoss eingereicht hatte. Mariani ist übrigens auch Präsident des Verschönerungsvereins Zürich, der sich seit 1873 «für die Erhaltung und Nutzbarmachung der landschaftlichen Schönheiten in und um den Wald der Gemeinde Zürich» einsetzt. Mit einem Brunnen werde die «schönste Wiese von Europa» gar «zur schönsten Wiese weltweit», frohlockte er gestern. Aber das sei «letztlich wohl Ansichtssache», schickte er hinterher.
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