Die Schönwetter-Katastrophe
Für eine Übung liess die Armee gestern «grosses Geschütz» auffahren. Mit Super-Puma-Helikoptern schwebte sie bei Eglisau über den Rhein. Die Mission war friedlich: Löschen der Thurella-Fabrikhallen.
Von Christian Wüthrich Eglisau – Ganze Fahrzeuganhänger landen auf der Wiese hinter dem Bahnviadukt bei der Eglisauer Getränkefabrik Thurella. Überall stehen Soldaten, noch rollt der Verkehr auf der Strasse, wenn gerade kein Super-Puma-Helikopter sein Material oder die Soldaten einer Rettungseinheit absetzt. Einige Schaulustige blicken derweil gebannt von ihren Balkonen herunter, unten stehen Passanten staunend am Strassenrand und beobachten das minutiös geplante Schauspiel. Obwohl bei der Anlieferungsrampe der Fabrikhalle dicker Qualm ausströmt, bleibt die Stimmung gelassen. Schliesslich wurde schon am Nachmittag im Lokalradio verkündet, dass das Militär an diesem Abend eine Katastrophenübung durchführt im Raum Eglisau–Rafzerfeld. Nebst 50 Soldaten des Lufttransport-Geschwaders 2 stehen weitere rund 200 Mann des Katastrophenhilfe-Bataillons 23 sowie 100 zivile Rettungskräfte aus der Region im Einsatz. Das Bauchweh des Statthalters Verantwortlich für das unschöne Szenario bei schönstem Wetter ist ein Eglisauer: Mathias Peter, im Militär Hauptmann und in diesen Tagen Übungsleiter – im zivilen Leben ist er Notfall- und Krisenmanager. Unter seiner Regie spielt sich die ganze Übung gestern und noch bis heute Mittag ab: «Wir hatten einen Orkansturm über der Region mit einem leichten Erdbeben. Die Bäche liefen über, und Hänge sind abgerutscht, zudem ist die Rheinbrücke beschädigt», erklärte er vor etwa einem Dutzend Behördenvertreter aus den betroffenen Gemeinden der Region. Die Politiker sowie der Statthalter des Bezirks Bülach, Hanspeter Frei, waren als Gäste zur Übungsbesichtigung eingeladen worden. Frei gestand im Vorfeld, «ein bisschen Bauchweh» verspürt zu haben. Denn an ihm lag es, die Bewilligung für den Blaulichteinsatz der Rettungskräfte auszusprechen, was bei Übungen eigentlich nicht gestattet sei. Das Dröhnen der Sirenen kurz nach 19 Uhr zeigte an, dass der Statthalter ein Auge zugedrückt hatte. «Im Zentrum dieser Teilübung steht das Zusammenspiel der zivilen und militärischen Einheiten», so Bataillonskommandant Daniel Reimann, der nebst einigen kleinen Kommunikationsschwächen fast nur Gutes beobachtet hatte, als er den Platz verliess. «Eine solch grosse Übung zusammen mit dem Lufttransport-Geschwader und mehreren zivilen Partnern ist für uns nicht alltäglich und daher besonders wertvoll», meinte er. Gar «tief beeindruckt», zeigte sich Eglisaus Gemeindepräsidentin Ursula Fehr (SVP), die zusammen mit ihrem Mann ebenfalls dabei war. Dass in ihrer Region Naturkatastrophen geprobt werden, sei für sie überhaupt nicht lästig, auch wenn diese zwischenzeitlich Verkehrsbehinderungen und Lärmemissionen mit sich brächten. «Wir sind zwar hier weg vom Schuss, aber wenn bei uns etwas passiert, hat es immer grosse Auswirkungen auf das Nadelöhr Rheinbrücke», so Fehr. Deshalb hofft sie, dass es bei der Übung bleibt. Bei der Thurella in Eglisau waren das Militär und zivile Rettungskräfte am Werk. Foto: Johanna Bossart
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