Die Schweiz als grosse Verliererin im Steuerstreit
Die USA und Grossbritannien kontrollieren mehr als die Hälfte aller Steuerparadiese weltweit. Die Schweiz könnte es bereits verpasst haben, die Gegenseite anzuprangern und somit im Steuerstreit zurückzuschlagen.

Die Schweiz wird momentan wegen ihres Steuerrechts von mehreren Seiten bedrängt. Im weltweiten Kampf gegen die Steuerparadiese sei die Schweiz die grösste Verliererin, schreibt die «Tribune de Genève» heute (Artikel online nicht verfügbar). Die grössten Schweiz-Kritiker, Grossbritannien und die USA, würden ihrerseits mehr als 50 Prozent der Steuerparadiese weltweit kontrollieren. Und kämen ungeschoren davon.
Laut Nicolas Shaxson, englischer Investigativjournalist und Experte für Steuergerechtigkeit und Steueroasen, sei in den letzten Jahren in der Steuerdiskussion vor allem das Bankgeheimnis hervorgehoben worden. Dieses sei jedoch ein typisch schweizerisches Modell. Darüber sei das angelsächsische Modell der sogenannten Trusts vergessen gegangen. Bei einem Trust handelt es sich um eine in englischsprachigen Ländern übliche Form der Vermögensanlage. Interessant ist der Trust als Anlage im steuergünstigen Ausland.
Doppelmoral der USA
Shaxson kritisiert diesbezüglich die Doppelmoral der USA. Auf der einen Seite forderten sie von der Schweiz und anderen Ländern das Recht auf die Steuerbeträge ihrer eigenen Bürger ein, auf der anderen Seite seien die USA mit Steueroasen wie Delaware, Wyoming, Florida und Nevada selber ein Profiteur. Zudem würden sie 21 Prozent des Offshore-Finanzmarktes kontrollieren, die Engländer 20 Prozent. In diesen Steuerschlupflöchern spielen Trusts oft eine grosse Rolle.
Zu den Offshore-Gebieten gehören viele ehemalige Kolonien, beispielsweise in der Karibik. Grossbritannien besitzt darüber hinaus Gebiete, die weitere 10 Prozent aller Steueroasen weltweit ausmachten. Zusammen kämen Grossbritannien und die USA also auf die Kontrolle von mehr als der Hälfte aller Steuerparadiese weltweit. Der Finanzplatz Schweiz mache in dieser Rechnung gerade einmal 6 Prozent aus.
«Die Schweiz hat schon verloren»
Laut dem Genfer Anwalt Dominique Warluzel habe die Schweiz den Steuerstreit bereits verloren. Sie habe es verpasst, zur richtigen Zeit die amerikanischen Methoden anzuprangern und so Gegenwind zu geben: «Nun hat sie keinen Spielraum mehr in den Verhandlungen.»
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