Dass ihr Präsident nach Davos fährt, ist den Medien in den USA schon jetzt kaum mehr eine Zeile wert. Mit seinen Bemerkungen über Migranten, die aus «Drecksloch-Staaten» kommen, und mit der Absage seines Besuchs in London hat «The Donald» bereits wieder für neue Schlagzeilen gesorgt, die das Land in Atem halten. Oder, so könnte man es auch sagen, für rassistisch eingefärbte Unterhaltung auf Kosten von Minderheiten sorgen.
Was Trump in Davos sagen wird, das weiss man erst der Spur nach. Eine «carrot and stick message» an die Welt soll es sein, was frei übersetzt heisst, mit Zuckerbrot und Peitsche will Trump dem Rest der Welt sagen, wohin die Reise geht. Er wird die Erfolge der USA preisen. Wachstum, Innovation, Wohlstand, und all dies mit massiv tieferen Steuern, das sind aus seiner Sicht die Früchte seiner Regierung. Vom Schuldenberg, den er anhäuft, wird er nichts sagen, dafür darüber lamentieren, dass die USA durch die Globalisierung benachteiligt, ja betrogen wurden und darum «America First» nichts als eine legitime Antwort seines Volkes sei. Und er wird auch sagen, dass in einer globalisierten Weltordnung jeder die Regeln befolgen müsse, natürlich genau so, wie er, also Amerika, sich das vorstellt. Das alles verbunden mit der Botschaft: «Ich weiss genau, was ich sage, und ihr nehmt es besser auch ernst.»
«Heissen wir ihn höflich willkommen und lassen wir ihn rasch wieder gehen.»
Der Ton wird rüde sein, und viele der Mächtigen, die in zehn Tagen im Davoser Kongresshaus sitzen, werden sich das nicht gewohnt sein. Aber sie werden sich damit abfinden müssen. Denn, ob man es mag oder nicht, Trump hat mit seinem ungehobelten Auftreten Erfolg. Als er vor gut einem halben Jahr in Brüssel den Europäern die Leviten gelesen hatte, weil sie ihre Nato-Verpflichtungen nicht erfüllten – sprich viel zu wenig Geld für die Verteidigung ausgäben und vom Schutzschild Amerikas profitierten –, war die Empörung erst laut, aber dann haben alle kleinlaut gezahlt. Das einzige Zugeständnis, das er machen könnte, ist ein Einlenken beim Klimaabkommen.
Was das für die Schweiz bedeuten wird? Eine Sonderbehandlung wohl kaum. Im Gegenteil: Trump hat schon mehrmals verlauten lassen, dass er die Interventionen der Nationalbank am Devisenmarkt, mit dem Ziel, den Franken zu schwächen, für unfair hält. Da können wir froh sein, wenn nicht plötzlich mehr Druck aus Washington kommt. Darum ist es wohl das Beste, wir heissen Trump höflich willkommen, lassen ihn reden und möglichst rasch wieder gehen. Einen Grund, sich dem Mann anzubiedern, wie das die Bundesräte bereits tun, gibt es jedenfalls nicht.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch
Die Schweiz hat von Trump nicht viel Positives zu erwarten
Wir sollten zu US-Präsident Donald Trump höflich sein – und ihn rasch wieder gehen lassen.