Die Schweiz weicht dem Fettnapf aus
Die Schweizer erfüllen die Pflicht in der WM-Qualifikation weiterhin und kommen auf den Färöern zu ihrem sechsten Sieg im sechsten Spiel. Das 2:0 ist so glanz- wie gefahrlos.

210 Tage im Jahr regnet es auf den Färöern. Seit Mittwoch, als die Schweizer hier eintrafen, schien nur die Sonne. Zum Abschluss ihres Aufenthaltes liessen sie Erleichterung und Pflichterfüllung zugleich folgen. Dank des 2:0 gegen die Fussballer von den Schafsinseln gewannen sie auch ihr sechstes Spiel der WM-Ausscheidung.
Es könne ein kleiner Schritt zu etwas Grossem sein, hatte Valon Behrami am Vorabend gesagt und die Qualifikation für Russland 2018 gemeint. Glanzvoll fiel er nicht aus. Das war so wenig entscheidend wie gefragt. So entscheidend wie gefragt war etwas ganz anderes: der Ertrag, der Unterschied zwischen einem und drei Punkten.
Geduld hatten die Schweizer gebraucht an diesem Abend, als die eine Hälfte des Kleinstadions in Sonne getaucht und die kleine alte Haupttribüne dem scharfen Wind ausgesetzt war. So viel Geduld, wie sie immer gegen Mannschaften des Kalibers der Färöer benötigten – ob die nun Litauen, Estland, Andorra oder Lettland hiessen.
Lieber quer als steil
Es ist ihr Problem, dass sie zu wenig fähig sind, einen tief stehenden Gegner mit Tempospiel aufzureissen, wenn sich einmal die Chance dazu bietet. Dass sie lieber den Ball quer spielen und nochmals, dass sie viel zu wenig den diagonalen Pass oder den in die Tiefe versuchen. Im Torsvöllur lieferten die Zahlen schon in der ersten Halbzeit dafür einen deutlichen Beleg: 75:25 Prozent Ballbesitz, 361:75 Pässe, 16:0 Abschlussversuche, aber nur 1:0 Tore.
Die Schweizer versuchten es über rechts, durch die Mitte und über links, sie liefen sich immer wieder fest, sie brauchten lange, bis sie es einmal mit dem Ball in den gegnerischen Strafraum schafften, so gut war der von den immerhin aufopferungsvollen und disziplinierten Aussenseitern abgeriegelt. Die Flanken waren unpräzis, die Schüsse aus der Distanz das Allheilmittel.
Erlösung dank Xhaka
Shaqiri, Lichtsteiner, Seferovic, Dzemaili, wieder Shaqiri, alle versuchten es mit Weitschüssen, bis ein Freistoss Shaqiris eine erste Chance für Manuel Akanji, den 21-jährigen Debütanten aus der Innenverteidigung, ermöglichte. Sein Kopfball landete auf der Latte.
36 Minuten dauerte es bis zur Erlösung. Mehmedi war für einmal nicht der zögerliche und fehlerhafte Mehmedi, sondern einer, der etwas wagte. Mit seinem Sprint öffnete er den Raum für Xhaka, ein schneller Doppelpass mit Dzemaili, zwei Färinger abgeschüttelt, ein präziser Flachschuss aus 16 Metern, Goal. Und bereits der Sieg.
Xhakas 1:0. Quelle: SRF
Für Xhaka war es das 52. Spiel diese Saison, schon sein 53. für die Schweiz seit dem Debüt vor sechs Jahren, es war sein siebtes Länderspieltor, sein erstes seit über zwei Jahren. So viel an Zahlenmaterial zum Chef und Strategen dieses Teams, das sich bis zum Ende noch ein zweites Mal über ein Goal freuen durfte. Behrami, Xhaka und Dzemaili spielten Shaqiri frei, und der hatte keine Mühe, nach einer Stunde das 2:0 zu erzielen.
Shaqiris 2:0. Quelle: SRF
Elfmal haben die Schweizer nun nicht mehr verloren, abgesehen vom Elfmeterschiessen gegen Polen an der EM. Siebenmal haben sie in Folge gewonnen, so oft wie nie in ihrer Länderspielgeschichte. Das ist schön, aber auch eine Folge der mässigen Qualität vieler Gegner.
Gut liest sich darum auch die Bilanz in der Qualifikation: 18:0 Punkte, 12:3 Tore. Sie ist Ausdruck der Professionalität, zu der diese Mannschaft gefunden hat, und ihrer Fähigkeit, allen Fettnäpfen bislang aus dem Weg gegangen zu sein. Das 2:0 gegen Portugal war der überzeugende Startschuss zur Kampagne, das 3:2 in Ungarn spielerisch zwar nicht überzeugend, dafür kämpferisch. Die Basis ist mit diesen Resultaten gelegt worden. Die anderen Siege seien die Folge davon, sagt Vladimir Petkovic.
Noch ein weiter Weg
Der Trainer vertraut dabei unverrückt auf seinen Stamm um Sommer, Lichtsteiner, Djourou, Behrami, Xhaka, Shaqiri, Dzemaili, Mehmedi und Seferovic, egal, ob einer im Verein nicht mehr spielt wie Djourou oder in einer argen Baisse feststeckt wie Mehmedi.
Die Resultate haben ihm auf seinem Weg Recht gegeben. In Ruhe kann er neue Gesichter nachziehen. Akanji, der hoch talentierte Basler, Freuler, der Aufsteiger aus Bergamo, und Zuber, diese Saison mit Hoffenheim im Dauerhoch, sind die Namen dazu.
Portugal im Nacken
Die Gruppe ist gut aufgestellt, Petkovic hat genug Alternativen, um auch den Ausfall eines Rodriguez zu kompensieren. Trainer und Spieler können jetzt unbeschwert Ferien geniessen, bevor es für sie im Herbst mit den Aufgaben gegen Andorra, Lettland und Ungarn weitergeht und dann der Schlusspunkt ansteht – am 10. Oktober auswärts gegen Portugal.
Der Weg zum Gruppensieg ist noch weit. Ronaldos Portugal sitzt im Nacken. Das Torverhältnis von 22:3 sagt alles über seine Offensivkraft aus.
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