Die serbischen Nationalisten stehen im Gegenwind
Serbiens Nationalisten fehlt der Rückhalt in der Bevölkerung weitgehend. Selbst nach der Festnahmen Mladics konnten sie keine Massen mehr mobilisieren. Dem Volk sind andere Anliegen längst wichtiger.

Ein Video sorgte in Serbien für Aufsehen: Ein Polizist beschimpft einen Nationalisten, der versucht, ein Gebäude in der Hauptstadt Belgrad in Brand zu stecken. «Du bist also hergekommen, um mein Belgrad zu zerstören», sagt der Polizist in dem Video, bevor der Mann abgeführt wird.
Viele Serben waren über die Worte des Polizisten erstaunt, die er bei einer gewalttätigen Demonstration nationalistischer Serben im vergangenen Oktober sagte. Mitglieder der Sicherheitskräfte galten in Serbien als stillschweigende Unterstützer der Nationalisten.
Der Polizist Sasa Cordic schwang bei dem Vorfall im Oktober nicht seinen Schlagstock, es waren seine klaren Worte an den Demonstranten, die ihn zum Volkshelden machten und das Ansehen der serbischen Sicherheitskräfte im Handumdrehen aufwerteten.
Kampf den Ultranationalen
Vor drei Jahren begann die Regierung, gegen die Ultranationalisten vorzugehen. Striktere Gesetze und längere Haftstrafen wurden gegen Randalierer erlassen. Zu gross war die Angst, dass ihre gewalttätigen Demonstrationen Serbiens Aufnahme in die EU behindern könnten.
Nichts macht den Machtverlust der Nationalisten so deutlich, wie die Festnahme des ehemaligen Kommandanten der bosnisch-serbischen Streitkräfte, Ratko Mladic. 16 Jahre konnte sich der mutmassliche Kriegsverbrecher in Serbien versteckt halten.
Am Sonntag fanden zwar Demonstrationen für Mladic in Belgrad statt, doch die Teilnehmerzahlen lagen weit unter denen bei vergangenen Märschen. Im Vergleich zu den Demonstrationen gegen die Festnahme des politischen Führers der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, im Juli 2008 gingen dieses Mal nur wenige Demonstranten auf die Strasse.
Ende des grossserbischen Traums
Die Nationalisten versuchen, den grossserbischen Traum aufrecht zu erhalten, nach dem alle Gebiete, in denen Serben siedeln, wie Kroatien und Bosnien, mit dem serbischen Kernland vereint werden sollen. Viele Serben halten nichts mehr von diesen Ansichten, wegen denen der Balkan in den 90er Jahren in Flammen aufging.
Dem 69-jährigen früheren General Mladic wird vorgeworfen, die Belagerung der bosnischen Hauptstadt Sarajevo organisiert zu haben und für das Massaker von Srebrenica verantwortlich gewesen zu sein. Im Juli 1995 schossen serbische Soldaten etwa 8000 muslimische Männer und Jungen nieder.
Ein besseres Leben in der EU
Die Nationalisten haben diese Vorwürfe als Propaganda abgetan, Mladic bleibt für Teile der 7,5 Millionen Einwohner von Serbien ein Held. Dennoch, die relative Ruhe nach seiner Festnahme ist als klares Zeichen zu werten, dass die Regierung des heutigen serbischen Präsidenten Boris Tadic sich vom Erbe des kriegstreiberischen Regimes von Milosevic befreit hat.
Fast 20 Jahre sind seit dem Beginn der Kriege auf dem Balkan vergangen und die Serben scheinen der grossspurigen Ideologien überdrüssig geworden zu sein. Sie sorgen sich nun um ihr eigenes Wohl und Weiterkommen. Auch die schwächelnde Wirtschaft nimmt den Nationalisten den Wind aus den Segeln. Viele Serben hoffen auf einen Beitritt zur EU und ein damit verbundenes besseres Leben.
SDA/kpn
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch