«Die Serie ist nicht darauf ausgerichtet, Leute zu entlarven»
In der Miniserie «Reise ins Übersinnliche» zeigt SRF Geistheiler und Handaufleger. Die Produktion sorgte für Kritik. Nun nimmt der Macher Peter Basler Stellung.
Ihr Film stiess auf Interesse, aber sorgte bei unseren Lesern auch für viel Kritik. Hatte das SRF auch solche negative Reaktionen? Bei SRF gab es nicht so viele Reaktionen. Die meisten waren aber auch negativ. Damit habe ich gerechnet. Denn an den Themen «Paranormal» und «Übersinnlich» scheiden sich Geister.
Die Hauptkritik lautet: Ihr gebt Scharlatanen eine Plattform. Man muss unterscheiden zwischen «Scharlatanen» und Menschen, die glauben, eine besondere Begabung zu haben, die als paranormal gilt. Scharlatane sind Leute, die relativ gewissenlos andere über den Tisch ziehen. In unserer Serie treten keine Scharlatane auf. Ich habe mit allen Protagonisten ausgiebige Vorgespräche geführt. Zudem habe ich diese Leute via Branchenkenner abgecheckt.
In der ersten Episode sprach der Handaufleger von einem «Schatten des Krebses», dem «mit dem Licht der Liebe» begegnet werden könne. Das geht doch nicht. Der Handaufleger sagt in keiner Weise, dass er Krebs heilen könnte. Er macht keinerlei Heilversprechen. Niemand in der Serie macht das.
Es kommt auch ein Wissenschaftler zu Wort, aber praktisch gleichberechtigt, quasi als «Alternative» zu den Geistheilern. Was waren da die Überlegungen? Der Grossteil von «Reise ins Übersinnliche» ist eine Reportage. Die Kamera dokumentiert wertfrei die Reise von drei Paaren zu diversen Anbietern. Wir wussten natürlich, dass dieses Thema stark polarisiert. Deshalb wollten wir die Geschichte abfedern mit einer Art Mini-SRF-«Club». So streiten sich in einem Studiogespräch zwei Experten. Der Neuropsychologe Peter Brugger vom Universitätsspital Zürich. Er sieht übersinnliche Phänomene lediglich als vom (menschlichen) Gehirn generierte Illusionen. Und Lucius Werthmüller, Parapsychologe und Präsident des Basler Psi-Vereins. Er sagt, dass aussersinnliche Fähigkeiten Tatsache sind. Das ist eine ausgeglichene Diskussion.
Genau diese ausgeglichene Plattform störte viele Zuschauer. Geht das so weiter oder werden die Heiler in den weiteren Folgen entlarvt? Wir machen hier keinen «Kassensturz». Die Serie ist nicht darauf ausgerichtet, Leute zu entlarven. Hinter der Serie steckt aber eine Philosophie. Man könnte auch sagen, eine Wertung oder Einschätzung zu paranormalen oder scheinbar paranormalen Vorgängen. Die Philosophie erschliesst sich dem Zuschauer aber erst im dritten Teil. Dort tritt auch eine Person auf, deren Beratung in manchen Fällen wahrscheinlich eine ähnliche Wirkung hat, wie sie ein Psychologe erzielen kann.
Kritische Gemüter schalteten wohl bereits nach der ersten Episode weg – ist eine Miniserie denn wirklich das richtige Format für das Thema? Die Serie gibt Einblick in eine für viele Zuschauer verborgene Welt. Wenn es nach mir ginge, hätte ich tatsächlich keine Miniserie, sondern eine Maxiserie gemacht. In einer Zeit, in der die Hälfte der Schweizer Bevölkerung an Engel glaubt, sollte man Übersinnlichem und anderen als den traditionellen mythologische Konzepten mehr Sendezeit einräumen.
Tatsächlich werden auf SRF immer wieder Dokus zu übernatürlichen Phänomenen oder Personen mit einer Affinität dazu ausgestrahlt. Was will man damit: Aufklären? Oder unterhalten? Ich kann nicht für SRF generell sprechen. Bei mir ist es aber beides. Ich arbeite sonst bei «Kassensturz». Ich habe sicher zwanzig Beiträge zum Thema Esoterik gemacht. Dabei ging es immer um wirkliche fiese Schwindler, die unter dem Deckmäntelchen «Esoterik» Leuten unglaublich viel Geld für den grössten Unsinn abknöpfen. Bei «Reise ins Übersinnliche» möchten wir zeigen, dass «Paranormal» nicht a priori mit negativen Attributen belegt sein muss, sondern im Sinne des Wortes «para» vielleicht einfach eine Variante des Normalen ist.
Der zweite Teil von «Reise ins Übersinnliche» läuft diesen Donnerstag um 21 Uhr auf SRF 1.
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