Die sieben schlimmsten Sommergerichte
Als ob die Hitze nicht schon schrecklich genug wäre, peinigen wir uns auch noch kulinarisch. Eine Abrechnung mit Pouletcurry-Salat und gestapeltem Caprese.

Beginnen wir mit dem Allerschlimmsten: dem Pouletcurry-Salat. Kaum steigt die Temperatur über eine gewisse Marke, landet er zuverlässig auf hiesigen Speisekarten. Das in fiesem Gelb leuchtende Gebastel aus zerschnipseltem Geflügel zweifelhaften Ursprungs, Mayonnaise, Currypulver und Dosenfrüchten gilt als Inbegriff des «Sommergerichts». Obwohl jedem klar sein müsste, dass ein Pouletcurry-Salat eigentlich nur eines bedeuten kann: das Gefühl, man habe wie der Wolf im Märchen Steine in den Bauch eingenäht bekommen.
Für die Leistungsfähigkeit nicht so fatal, doch in kulinarischer Hinsicht ebenso verabscheuungswürdig wie der Pouletcurry-Salat ist der Curry-Reissalat, die Nummer 2 auf unserer Liste der sommerlichen Scheusslichkeiten. Das liegt zum einen daran, dass Reis kalt einfach nicht schmeckt, und zum anderen an den hinterhältig eingestreuten Rosinen. Als würde es nicht reichen, dass die Rosine schon diverse Süssspeisen wie Quarkkuchen oder Apfelstrudel usurpiert. Richtig fies wirds, wenn die zum süssen Schrumpelzeug verkommenen Trauben sich im Curry-Reissalat mit Ananasstückchen um die geschmackliche Vorherrschaft balgen.
Die Bronzemedaille für kulinarische Überflüssigkeit geht an den «Mexikanischen Salat» (auch hier sind die Anführungszeichen der Duden-Regel folgend ein Zeichen für moralische Distanzierung). Als freudloses Durcheinander von roten Bohnen aus der Dose, Peperoniwürfeln und – hierfür ein ganz besonders lautes Pfui – Dosenmais ist er heute ungefähr so zeitgemäss wie der Jeansschnitt der frühen Neunzigerjahre.
Pasta-Gugelhopf? Nein danke!
Knapp nicht mehr auf dem Podest, bleiben die bei Grillfesten so beliebten Platten mit verbissen übereinander gestapelten Tomaten- und Mozzarellascheiben doch eine handfeste Gemeinheit. Die Tomaten lassen gottserbärmlich Wasser, sind alsbald schlaff und liegen dann in einem Mix aus Molke und ihrem eigenen Saft. Denn auch die Mozzarella tropft vor sich hin. Fehlt nur noch die schauerliche Balsamicocreme (der Wiener Essigbrauer Werner Gegenbauer bezeichnet sie treffend als Erdölderivat).
Rang 5 gebührt dem sogenannten Pasta-Gugelhopf. Für diesen gibt man Nudeln, Gemüse, Schinken, Käse, Milch, Eier und Maizena in eine Gugelhopfform, schiebt diese in den Backofen und klopft sich danach ob der «aufgestellt-frechen» Idee so lange auf die Schulter, bis einem aufgeht, wie saublöd das alles ist. Mit Sommer hat das alles sowieso nichts zu tun, da kann das Ding noch so oft in Blogs für Sommerrezepte auftauchen.
Wenn der Teller aussieht wie ein Hawaiihemd
Den 6. Platz auf unserer Hassliste vergeben wir an Zucchetti-Spaghetti. Nein, das sind keine Spaghetti mit Zucchetti. Das sind durch einen Spiralschneider gedrehte Zucchetti, die man zum Beispiel mit Pesto vollklatschen kann. Beim Verzehr – vielleicht gibts dazu noch ein durchgebratenes Pouletbrüstli – lügt man sich dann vor, dass man die bösen Kohlehydrate kein bisschen vermisse.
Und dann sind da auch noch die Fitnessteller. Mit einem panierten Schnitzel und Salaten aus Gurke, Rettich oder Rüebli sind sie eine wunderbare Sache. Nur leider hat sich auch die Variante mit Fischknusperli auf den Sommerkarten etabliert. Dass die Teigschicht um den aus der Tiefkühltruhe geangelten Fisch (ein Euphemismus für Pangasius) so dick ist wie die Fellmütze von Ivan Rebroff ist eigentlich schlimm genug, doch mancher Koch sieht sich auch noch bemüssigt, die gepanzerten Fischstücke in eine kulinarische Zwangsehe mit Melonenschnitzen oder Minibananen zu zwingen. Frei nach dem Motto: Sommer ist, wenn der Teller aussieht wie ein Hawaiihemd.
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