Die Sieger und Verlierer des Börsenjahres
Anleger dürften das Jahr 2010 mit gemischten Gefühlen hinter sich lassen. Richtig gut konnten allerdings jene verdienen, die in weniger prominente Titel investierten.

Die Standardwerte der Schweizer Börse SIX traten 2010 an Ort. Mit knapp 6600 Punkten bewegt sich der Leitindex SMI derzeit praktisch auf gleichem Niveau wie vor einem Jahr. Die Jahresbilanz der zwanzig SMI-Aktientitel ist allerdings durchzogen.
Die positive Überraschung lieferten die Aktien von Unternehmen, die einen grossen Teil des Umsatzes in Schwellenländern machen. Zulegen konnten ebenfalls viele im Export tätigen Maschinen- und Technologieunternehmen, oder die Bauzulieferer. Obenaus schwingt der Luxusgüterkonzern Richemont und der Uhrenhersteller Swatch, deren Aktien seit dem 1. Januar je über 60 Prozent an Wert zulegten. Ihr Gewicht innerhalb des SMI beträgt zusammen aber nur etwas mehr als 3 Prozent. Unter den Schwergewichten des SMI verzeichneten lediglich der Nahrungsmittelmulti Nestlé und der Energietechnikkonzern ABB mit einem Jahresplus von rund 12 respektive 5,5 Prozent stattliche Kursgewinne.
Schlecht lief das Börsenjahr 2010 etwa für die Pharmabranche und die Banken. Novartis konnte seinen Kurs knapp halten, derweil die Genussscheine von Roche um über 20 Prozent nachliessen. Die Aktien der UBS blieben mit einem Minus von knapp 2,5 Prozent im Vergleich zu jenen der Konkurrentin Credit Suisse, die einen Viertel ihres Werts verloren, geradezu stabil.
Euro-Schwäche als Negativfaktor
Im Jahresverlauf gesehen befand sich der SMI bis April in einem Aufwärtstrend, ehe er ins Minus glitt und sich von seinem Tief Anfang Juli nur zögernd erholte. «Den Schwung des Jahres 2009 konnten die Aktienmärkte nur bis Ende April mitnehmen», stellt Peter Bänziger, Anlagechef der Kantonalbankentochter Swisscanto, fest.
Danach, erklärt Bänziger, hätten Befürchtungen vor einem «Double Dip», also ein erneutes Abgleiten der Wirtschaft in eine Rezession, auf die Stimmung der Investoren gedrückt. Später habe dann die europäische Schuldenkrise die guten Nachrichten aus der Unternehmenswelt weitgehend neutralisiert.
Für Bänziger waren die Turbulenzen rund um den Euro denn auch die eigentliche negative Überraschung des Jahres 2010. Das ganze Ausmass der Euro-Krise sei zu Beginn des Jahres schwer abzuschätzen gewesen, betont auch Lars Kalbreier, Leiter Aktienresearch bei der Credit Suisse. «Das Tempo der Aufwertung des Franken gegenüber dem Euro war schneller und ausgeprägter als erwartet», sagt Kalbreier.
Mit den Nebenwerten liess sich gut verdienen
Zu einer gewissen Aufwärtsdynamik an den Märkten ist es gemäss Peter Bänziger erst gekommen, als die US-Notenbank Ende Herbst erneut Massnahmen zugunsten der Wirtschaft (Quantitative Easing 2) ankündigte, wie der Swisscanto-Anlagechef in seiner Rückschau weiter feststellt.
Die Schweizer Börse habe stark unterschiedliche Gesichter gezeigt: Mit den Schwergewichten des SMI konnte man kaum verdienen, dafür unter Umständen sehr gut mit den Nebenwerten. «Während der SMI kurz vor Jahresende fast genau gleich hoch lag wie am Jahresanfang, legten die kleinen und mittleren Gesellschaften gemessen am SPI Extra rund 20 Prozent zu», sagt Bänziger. Der Swiss Performance Index Extra (SPI Extra) bildet den gesamten Aktienmarkt der Schweizer Börse mit Ausnahme der SMI-Titel und der Investitionsgesellschaften ab.
Zinsen bleiben tief
In Atem gehalten haben die Märkte nicht nur die Schuldenkrise in Europa, sondern auch die tiefen Zinsen. Aus Sicht der Credit Suisse blieben diese über einen längeren Zeitraum als erwartet tief: «Den Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung der SNB erwarten wir nun erst in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres», sagt Lars Kalbreier, Leiter Aktienresearch.
Für die Aktien bleibt die CS grundsätzlich weiterhin bei einem positiven Ausblick. Gegenwind könnte in Form möglicher Zinserhöhungen und einer straffen Sparpolitik in Europa kommen: «Letzteres könnte die Konsumdynamik in Europa gefährden», sagt Kalbreier.
SDA/oku
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