Die Stunde der Wahrheit für Liberias Ex-Präsidenten Charles Taylor
Er gilt als einer der brutalsten Kriegsherrn in der jüngeren Geschichte Afrikas. Heute soll in Den Haag das Urteil über ihn gefällt werden.
Sie schlossen Wetten über das Geschlecht eines noch Ungeborenen ab und schnitten den Bauch schwangerer Frauen auf, um den Wettsieger zu bestimmen. Sie fragten ihre Opfer, ob sie «langärmelig» oder «kurzärmelig» tragen wollten, und hieben ihnen dann mit der Machete entweder die Hände oder ganzen Arme ab. Sie hielten sich Sexsklavinnen und rekrutierten neunjährige Kinder als Soldaten – nicht selten sollen sie sogar ihre Feinde aufgegessen haben. Die Rebellen der sierraleonischen Revolutionären Einheitsfront (RUF) galten als die brutalsten Schurken in der jüngeren Geschichte Afrikas: Und das Tribunal zur Aufklärung der Gräueltaten während des Bürgerkriegs im westafrikanischen Kleinstaat zwischen 1991 und 2002 wird heute in Den Haag darüber befinden, ob der ehemalige liberianische Präsident Charles Taylor für die Scheusslichkeiten zumindest mitverantwortlich war. Es ist das erste Mal in der Weltgeschichte, dass vor einem internationalen Gericht über einen ehemaligen Staatschef ein Urteil gesprochen wird.