Kampf ums PlayoffDie süsse Rache an den ZSC Lions
Erneut schiesst Tim Bozon ein Tor, das die Zürcher sehr schmerzt. Am Ostermontag müssen sie zum Schicksalsspiel in Langnau.

Bei ZSC-Nostalgikern ruft der Name Bozon wohlige Gefühle hervor. Vater Philippe liess sich während der Playoff-Finals 2000 und 2001 in Diensten Luganos zu Strafen und Sperren hinreissen, die die Serien zugunsten der Zürcher mitentschieden. Bozon war ein exzellenter Spieler und ein grosser Kämpfer, liess sich aber von Meister-Provokateur Rolf Schrepfer zu unbedachten Reaktionen hinreissen. Es habe damals ein simples «Secondhand-Ausländer» genügt, sagte Schrepfer einmal, um Bozon ausrasten zu lassen. Dabei war dieser bei St. Louis ja sogar NHL-Stammspieler gewesen.
Dessen Sohn Tim hat bei weitem nicht eine solche Karriere gemacht. Aktuell ist er bei seinem dritten National-League-Team innert vier Jahren angelangt. Doch der 27-jährige Stürmer hat ein Flair dafür entwickelt, seinen Vater zu rächen. Im März 2019 stürzte er die ZSC Lions, damals noch bei Servette, mit seinem 3:2 im letzten Qualifikationsspiel in die Platzierungsrunde. Und beendete damit wohl die grosse Trainerkarriere von Arno Del Curto. Zwei Jahre später lässt er die ZSC Lions nun, inzwischen bei Lausanne, um die direkte Playoff-Teilnahme zittern. Mit seinem 1:0 in der 58. Minute brach er am Samstag im Hallenstadion das Patt auf.

Damit brauchen die ZSC Lions am Ostermontag ab 15.45 Uhr einen Punkt in Langnau, um in den Top 6 zu landen. 51 von 52 Partien sind gespielt, und die letztjährigen Qualifikationssieger wissen immer noch nicht, ob sie direkt im Playoff sind. Das ist doch sehr enttäuschend und ein Abbild ihrer Inkonstanz in den letzten Monaten. Seit Dezember haben sie es nicht mehr geschafft, mehr als zwei Siege aneinander zu reihen.
Was ist los mit Lasch?
Immer, wenn ein Problem gelöst scheint, tut sich schon wieder das nächste auf. Zwar haben sich die Zürcher inzwischen defensiv etwas stabilisiert, dafür sind sie in der Offensive doch sehr harmlos geworden. Coach Rikard Grönborg sucht im Angriff verzweifelt nach Kombinationen, die funktionieren. Doch er wird einfach nicht fündig. Nur der Sturm mit Dynamo Sven Andrighetto sorgt regelmässig für Torgefahr. Denis Hollenstein, in den ersten Monaten der Torschütze vom Dienst, trifft nicht mehr. Und verblüffend ist, wie wenig Einfluss der zweimalige schwedische Topskorer Ryan Lasch hat. In den letzten sieben Spielen brachte er gerade mal einen mickrigen Assist zustande.
Den Turnaround zu schaffen ist die grosse Herausforderung für Grönborg, der in einem Clubteam auf diesem Niveau noch nie in dieser Situation war. Er, der im schwedischen Nationalteam eine Ansammlung von Wetklasseleuten zur Verfügung hatte, scheint zusehends genervter über die Auftritte seines Zürcher Teams. Und es war in der Tat wieder einmal erstaunlich, wie leicht sich dieses am Samstag beim entscheidenden Tor von einer Bully-Variante Lausannes übertölpeln liess.
Die Lakers als Strafe
Auch für Grönborgs Karriere könnte es entscheidend sein, was er in den nächsten Wochen noch mit seinen ZSC Lions erreicht. Oder eben nicht. So hoch er in Nordamerika gehandelt wird, auch da schaut man aufs Abschneiden im Playoff. Fallen die Zürcher noch aus den direkten Playoff-Rängen, müssten sie bereits ab Mittwoch im Pre-Playoff gegen die Rapperswil-Jona Lakers antreten. In einer Best-of-3-Serie. Ansonsten hätten sie ab Dienstag noch sieben spielfreie Tage, um die Batterien aufzuladen und sich zu sammeln.
Zwischen den Rängen 4 und 7 liegt für die Zürcher noch alles drin. Sollten sie es ins Playoff schaffen, wären für sie drei Viertelfinal-Gegner möglich: Lugano, Lausanne oder Fribourg. Immerhin kann man sagen, dass die Einführung des Pre-Playoff die Spannung im Schweizer Eishockey erhöht hat. Auch wenn die ZSC Lions momentan wohl darauf verzichten könnten. Die Fahrt ins Emmental wird für sie wegweisend.
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