Die Super Sisters
Im Playoff-Final setzen die Frauen der ZSC Lions vor allem auf Bündner Schwung und Tore. Monika, Nina und Isabel Waidacher aus Arosa sollen es gegen Lugano richten.

Plötzlich wird es ruhig. Einen Moment lang wissen alle drei nicht, was sie sagen sollen – auf die Frage nämlich, was sie ohne Sport machen würden. «Vermutlich wäre ich eine Leseratte», sagt Isabel Waidacher dann. Dafür erntet sie von ihren Schwestern ein Lachen und erstaunte Blicke. «Ich könnte ja etwas mit Musik machen», antwortet Nina, gibt aber sogleich zu, dass dies nur ein Scherz war. «Nein, ein Leben ohne Sport wäre wohl undenkbar», sagt Monika schliesslich, nunmehr in ernstem Ton, «wir sind einfach so aufgewachsen.» Neben dem Eishockey fahren sie heute noch gerne Ski, spielen Tennis und besuchen regelmässig eine Driving-Range.
Mannsweiber, lesbisch und schwach?
Sie sind die drei ältesten von acht Geschwistern und eishockeymässig vorbelastet. Der Grossvater und der Vater, beide mit Vornamen Ludwig, waren erfolgreiche Cracks, bekannt weit über Arosa hinaus. So gehörte Verteidiger Waidacher etwa zum wilden Auf und Ab des ZSC in der ersten Hälfte der Achtziger. Später wollte dann die älteste Tochter Monika zu Stock und Puck greifen. Kein einfaches Unterfangen, dies dem Vater, mittlerweile Clubpräsident von Arosa, beizubringen. Frauen-Eishockey war damals im Schanfigg unbekannt, da waren Schlittschuhe eher in Verbindung mit einem Röckchen vorgesehen. «Wie sage ich dem Vater, dass ich als erstes Mädchen Eishockey spielen will?», erinnert sich Monika an die Herausforderung. Sie war erfolgreich und damit Pionierin. «Für uns war es dann einfach», blickt Nina zurück.
Nachdem sie die Anfangsskepsis abgelegt hatten, taten die Eltern alles, um ihren Girls das Hobby zu ermöglichen. Sie fuhren sie quer durch die Schweiz, so jeden Freitag und Sonntag von Arosa nach Romanshorn und zurück. «Wir wissen noch heute nicht, wie sie das alles unter einen Hut gebracht haben», sagt Nina dankbar. Verständlich, waren da noch fünf jüngere Boys, die allesamt auch Eishockey spielen. Den Titel für die «sportlichste Familie der Schweiz» würden die Waidachers locker gewinnen.
Der ideale Ausgleich
Heute sind Monika, Nina und Isabel 26, 24 und 22. In Arosa sind sie im Winter nur noch selten, seit 2008 ist ihr Zentrum Zürich-Nord. Da, wo einst Vater Waidacher, Lolo und Hansi Schmid sowie Reto Sturzenegger Höhen und Tiefen prägten, zählt das Trio zu den Leaderfiguren. Mit Ausnahme eines Abstechers ins US-College-Eishockey zu Saint Scholastica in Minnesota gab es für sie immer nur die «Löwinnen». Von Arosa vermissten sie aber einiges, sagt Monika: «Das Wetter, die Berge, das Skifahren.»
Mittlerweile stehen alle im Berufsleben, Monika ist im Banking tätig, Nina im Marketing, Isabel studiert Architektur. Eishockey ist aber immer noch sehr wichtig. «Es ist der ideale Ausgleich», findet Isabel. Aufwendig ist das Hobby immer noch, vier Abende pro Woche braucht es. Dazu kommen die Einsätze mit der Nationalmannschaft. Auch dort sind sie fixe Teammitglieder; im Vorjahr nahmen sie als erstes Schwesterntrio an einer WM teil, was ihnen auf der Website des Internationalen Verbandes das Prädikat «Swiss Super Sisters» eintrug. Zuletzt, am Olympia-Qualifikationsturnier in Arosa, zierte das Trio das offizielle Plakat. Monika wurde aber kurz vor dem Turnier aus dem Kader gestrichen. Allzu weit vorausblicken wollen sie nicht, die Spiele sind noch kein Gesprächsthema. «Natürlich wäre es am schönsten, wenn wir alle drei gemeinsam da sein könnten», meint Nina, «aber bis dahin vergeht noch viel Zeit.»
Die Gegenwart heisst wie jedes Jahr Playoff-Final gegen Lugano. 4:3 gewannen die Zürcherinnen das erste Spiel, Isabel war an allen Treffern beteiligt (2 Tore/2 Assists), Nina bereitete die Tore ihrer Schwester vor. Bei zwei weiteren Siegen könnten sie schon am Sonntag die gelungene Titelverteidigung feiern. Eine Waidacher-Linie wird es aber auch am Wochenende nicht geben. «Das wäre der pure Stress», sagt Nina, «das hat wohl schon jeder Trainer versucht.» Erfolglos, fügt Isabel an: «Wir regen uns wegen allem auf. Zuerst motzt die eine, dann die andere, und am Schluss ist die ganze Mannschaft sauer.»
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