«Die SVP verschweigt, dass wir kräftig Geld mit diesen Menschen verdienen»
Die Leser von Redaktion Tamedia goutieren Natalie Ricklis Rundumschlag gegen Deutsche nicht. Viele machen sich Sorgen um die Schweizer Wirtschaft.
Natalie Rickli wetterte in der Fernsehsendung «Sonntalk» auf TeleZüri gegen deutsche Einwanderer. Am Montag kritisierte der Walliser Tourismusdirektor Urs Zenhäusern Rickli in einem offenen Brief und forderte mehr Verantwortung von Schweizer Politikern. Auch in den Kommentarspalten von Redaktion Tamedia kommen Ricklis Aussagen nicht gut an. Viele Leser befürchten einen Imageverlust der Schweiz in Europa und speziell in Deutschland.
Heinrich Baur wirft der SVP-Nationalrätin unausgegorene Forderungen und Populismus vor: «Rickli muss sich nicht wundern, wenn es irgendwann brennt.» Auch Reto Burgener empfindet Ricklis Vorschlag einer Ventilklausel für Deutsche als «dumme Provokation». «Frau Rickli, ich schäme mich für Sie!», schreibt Jüge Dietrich exemplarisch für viele andere.
«Die Diskussionen sind selbstmörderisch»
Sorgen bereiten den Kommentarschreibern die wirtschaftlichen Folgen der aktuellen Diskussionen. Markus Frey schreibt: «Als Schweizer, der seit vielen Jahren im Ausland lebt, muss ich dem Walliser Tourismusdirektor Urs Zenhäusern leider zu hundert Prozent recht geben.» Laut Frey hat das Image der Schweiz im Ausland gewaltig gelitten. «Für eine Tourismus- und Exportnation wie die Schweiz sind die derzeit laufenden öffentlichen Diskussionen und die zunehmende Fremdenfeindlichkeit geradezu selbstmörderisch.»
Wo die Arbeitskräfte am meisten gebraucht werden
Viele Leser fragen sich, ob die Schweizer Wirtschaft ohne Einwanderer überhaupt bestehen könnte. Hans-Jürgen Lamberty warnt: «Wenn die ‹verhassten Deutschen› die Schweiz von heute auf morgen verliessen, würden die Gesundheitsversorgung des Landes und weitere Bereiche kollabieren.»
Auch laut Marc Schinzel braucht die Schweizer Wirtschaft ausländische Arbeitskräfte. Schinzel listet auch die Branchen auf, die unter einem Mangel an ausländischen Beschäftigten am meisten leiden würden. Seiner Meinung nach sind das Tourismus, Weinbau, Apfelernte, Baugewerbe, Uhrenindustrie, Alters- und Pflegeheime, Finanzindustrie und Pharmaindustrie. «Ein Problem haben die, welche die Augen davor verschliessen», so Schinzel.
«Fertig mit billigem Einkaufen»
Ueli Widmer geht sogar noch einen Schritt weiter und denkt über eine vollständig isolierte Schweiz nach. «Dann wäre es fertig mit dem billigen Einkaufen ennet der Grenze, fertig mit Schweizer Firmenniederlassungen in der EU, fertig mit dem Tourismus, mit bezahlbarer Pflege, deutschen Autos und dem Export.»
Viele Leser beklagen auch die Doppelmoral der SVP. Die KMU profitierten ganz schön von der Zuwanderung, schreibt Silvio Rindlisbacher. Wenn Rickli gegen die Deutschen schiesse, sei ihr wohl nicht bewusst, dass genau ihre Partei Politik mache für diejenigen, die die Deutschen zu schlechteren Salären anstellen. Cassandra Dürr klagt: «Die SVP verschweigt, dass wir kräftig Geld mit diesen Menschen verdienen.»
«Lebt doch von Käse und Bergluft!»
Vereinzelt bekommt Natalie Rickli für ihre Aussagen auch Rückendeckung. «Was Frau Rickli von sich gab, ist leider Tatsache», mein Ivo Müller und fügt an: «Manche Leute nennen das Problem beim Namen und andere machen die Augen zu.» Beatrix Jud beklagt den schwindenden Wohnraum und macht die Zuwanderung dafür verantwortlich. Fakt sei, dass inzwischen «zu viele Leute in der Schweiz leben».
Reaktionen von betroffenen Deutschen sind spärlich. Einen gehässigen Kommentar schreibt Dennis Kobus: «Als Deutscher empfinde ich dieses ewige, nationalistische Genörgel eines von Minderwertigkeitskomplexen geplagten Volks nur noch als nervig. Ruckzuck: Grenzen in sämtliche Richtungen dicht – fertig. Lebt doch von Käse und Bergluft!»
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