Die Theorien zum CS-Datenleck
Der neuste Schlag der deutschen Steuerbehörden gegen die Credit Suisse ist wahrscheinlich durch einen kriminellen Mitarbeiter ausgelöst worden. Laut anderen Quellen könnten auch Übereifer oder eine Razzia schuld sein.

Nach den neuen Ermittlungen gegen deutsche Kunden der Credit Suisse wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung kursieren mehrere Versionen, wie das Datenleck bei der Schweizer Grossbank entstanden ist.
Gemäss Recherchen des «Tages-Anzeigers» ist ein ungetreuer CS-Mitarbeiter dafür verantwortlich. Insider sagten, der Mann sei dabei raffiniert vorgegangen. Er habe mehrere interne Sicherheitsvorkehrungen überwunden und auch Bankkollegen und Vorgesetzte bewusst getäuscht.
Letztlich habe er Listen von Bankkunden, die bestimmte Versicherungslösungen gekauft hätten, auf einem Computer der CS-Filiale in Frankfurt gespeichert. Kurz darauf sei es zu einer Durchsuchung gekommen, und die Beamten hätten die Daten der Kunden gefunden.
Nur ein Versehen
Anderen Berichten zufolge ist das Datenleck auf ein Versehen oder einen unvorsichtigen Mitarbeiter zurückzuführen. Wie das «Handelsblatt», ebenfalls unter Berufung auf einen Insider bei der Credit Suisse, berichtete, übermittelte ein Mitarbeiter der Bank die Daten versehentlich an die deutschen Finanzbehörden. Nach einer Anfrage des deutschen Finanzministeriums habe dieser mehr Informationen übermittelt als nötig.
«Anfang Juni fragte ein Beamter aus dem Finanzministerium bei der Credit Suisse an, wie viele Kunden Versicherungen auf den Bermudas hätten», zitierte das «Handelsblatt» den Insider. «Der Bankmitarbeiter verstand die Frage falsch und schickte den kompletten Datensatz an die Deutschen.» Demnach floss kein Geld für die Steuersünder-Daten, wie im früheren Fall des Kaufs einer Steuersünder-CD durch den deutschen Fiskus. Weitere Mitarbeiter der Credit Suisse bestätigen dem Bericht zufolge die Angaben.
CS schloss Abkommen mit Berlin
Hintergrund der Datenübermittlung sei eine Kooperationsvereinbarung zwischen der Credit Suisse und den deutschen Behörden gewesen, berichtete das «Handelsblatt». Diese hatten vergangenes Jahr das Verfahren gegen die Credit Suisse wegen des Vorwurfs der Beihilfe zur Steuerhinterziehung gegen die Zahlung von 150 Millionen Euro eingestellt.
Die Bank wollte auf Anfrage der Zeitung keine Stellungnahme zu dem Bericht abgeben. Banksprecher Marc Dosch sagte demnach, die Credit Suisse könne «zur Herkunft der Daten keine Angaben machen».
Fund bei Razzia?
Die Zeitung «Die Welt» hingegen berichtete unter Berufung auf banknahe Kreise, die Ermittlungen in Deutschland gingen auf ein Datenleck zurück. Bei einer Razzia im Februar 2011 seien auf dem Computer eines Credit-Suisse-Mitarbeiters am Deutschlandsitz in Frankfurt am Main Kundendaten sichergestellt worden.
Entgegen den Weisungen der Bank habe der Mitarbeiter bei seinem Arbeitsplatzwechsel von der Schweiz nach Deutschland die entsprechende Datei auf seinen Rechner überspielt. Mittlerweile arbeite der Mitarbeiter nicht mehr für die Grossbank.
Bermuda-Produkte
Am Mittwoch hatte die Credit Suisse bestätigt, dass erneut deutsche Steuerbehörden gegen Kunden der Grossbank aus der Bundesrepublik ermitteln. Hintergrund sind laut Medienberichten Erkenntnisse über Lebensversicherungen – sogenannte Bermuda-Produkte –, die von den Credit-Suisse-Kunden offenbar nicht versteuert worden sind.
Das «Handelsblatt» berichtete von rund 7000 betroffenen Kunden. Wie aus gut informierten Kreisen verlautete, soll die Zahl aber deutlich unter 5000 liegen. Gegen die Credit Suisse laufen nach eigenen Angaben keine Ermittlungen.
AFP/rub
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