Die Tonhalle erhält eine neue Orgel
Nach der Renovation wird ein neues, kleineres Instrument das bisherige ersetzen. Das weckt Wehmut und Widerstand.

Die Diskussionen um die heutige Tonhalle-Orgel sind so alt wie das Instrument selbst. Seit 1988 steht es im grossen Saal, gebaut von Jean Guillou; wer es mag, rühmt es für seinen Charakter, für die besonderen Klänge, die es erzeugen kann. Aber die Kritiken vermochte es nie zum Verstummen zu bringen. Zu wuchtig, zu grell, zu kompliziert, zu teuer im Unterhalt sei es, zudem unbrauchbar für das Zusammenspiel mit dem Orchester: So lauten die gängigen Einwände.
Dass im Zusammenhang mit der Restaurierung der Tonhalle auch die Orgelfrage gestellt würde, war deshalb klar. Denn während der Arbeiten muss das Instrument sowieso ausgebaut und zwischengelagert werden – eine teure Sache. Die Kongresshaus-Stiftung hat darum eine Arbeitsgruppe beauftragt, in Zusammenarbeit mit externen Experten und Orchestervertretern abzuklären, ob das Instrument bei dieser Gelegenheit ersetzt werden soll.
Nun ist der Entscheid gefallen: Die Tonhalle bekommt eine neue Orgel. Gebaut wird sie von der traditionsreichen und weltweit renommierten Firma Kuhn AG in Männedorf, deren Gründer Nepomuk Kuhn schon die allererste Tonhalle-Orgel geliefert hat. Diese war 1872 in die alte Tonhalle eingebaut und 1895 in den heutigen Saal gezügelt worden; in den folgenden Jahrzehnten wurde sie immer wieder vergrössert und verändert und schliesslich durch die Guillou-Orgel ersetzt. Seither ist sie im Neumünster im Einsatz – was langjährige Tonhalle-Gänger bis heute wehmütig stimmt.
Kleiner, leiser, anpassungsfähiger
Das neue Kuhn-Instrument soll nun wieder etwas kleiner werden als die Guillou-Orgel. Derzeit wird abgeklärt, ob es wieder ganz in der ursprünglich dafür vorgesehenen Nische platziert werden kann oder nicht; Entwürfe zur Optik wurden deshalb an der heutigen Medienorientierung noch keine präsentiert. Auf jeden Fall, so sagte Dieter Utz als Verwaltungsratspräsident der Orgelbau Kuhn AG, werde darauf geachtet, «dass die Dominanz der Orgelsilhouette zugunsten einer besseren Einsehbarkeit der Orgelnische reduziert wird».
Ansonsten wird man vor allem darauf achten, dass sich die Orgelregister gut mit dem Orchesterklang mischen; dass die Registrierung auch für Gastorganisten ohne lange Vorbereitung möglich ist; dass sich das Instrument sowohl für das deutsche wie für das französische Repertoire eignet. Und dass es zur Akustik des Saals passt: Die im Vergleich zu einer Kirche kurze Nachhallzeit in einem Konzertsaal bedeutet eine besondere Herausforderung für die Orgelbauer.
Die Voraussetzungen dafür, dass das neue Instrument gelingen kann, sind gut, nicht nur aus historischen Gründen; seit 1998 besorgt die Firma Kuhn die Wartung der Guillou-Orgel, man kennt also den Saal und seine Tücken. In den kommenden Monaten soll nun das Klangkonzept im Detail festgelegt werden. Die Finanzierung des Ganzen ist bereits gesichert: Die Kosten von 2,8 Millionen Franken werden von privaten Gönnern getragen.
Die heutige Orgel wird verschenkt
Noch offen ist dagegen, was mit der heutigen Tonhalle-Orgel passiert. Sie soll verschenkt werden, wobei die künftigen Besitzer den Transport und eine allfällige Zwischenlagerung bezahlen müssten; derzeit verhandelt man mit drei Interessenten in Polen und Deutschland.
Für die Zürcher Freunde der Guillou-Orgel, zu denen auch der Organist Ulrich Meldau als Betreuer des Instruments gehört, sind das traurige Nachrichten. Anfang Woche haben sie der Stadtpräsidentin Corine Mauch eine Petition mit rund 2000 Unterschriften für den Erhalt des Instruments eingereicht. Das wird das Projekt einer neuen Orgel allerdings nicht ins Wackeln bringen können; denn die Kompetenz für den Entscheid liegt nicht beim Stadtrat, sondern bei der Kongresshaus-Gesellschaft.
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