Die Turnqueen springt dem Tennisrüpel zur Seite
Während Serena Williams empört auf die Beleidigung von Ilie Nastase reagiert, erhält dieser prominenten Support. Doch nicht für lange.

Mit seinen unflätigen Kommentaren gegenüber Tennisspielerinnen löste Ilie Nastase Stürme der Entrüstung aus. Der Haudegen aus Bukarest, einst French- und US-Open-Sieger und jetzt Captain des rumänischen Fed-Cup-Teams, soll anlässlich des Duells mit Rumänien die britischen Spielerinnen beleidigt haben. Ausserdem äusserte er sich bei dieser Gelegenheit rassistisch über Serena Williams und deren ungeborenes Kind.
Der Schiedsrichter verwies Nastase nach dessen Ausbruch vom Feld, und der internationale Tennisverband ITF sperrte ihn superprovisorisch für sämtliche Fed-Cup-Anlässe. Des Weiteren leitete er eine Untersuchung ein. Nastase gab sich kämpferisch. «Sollen sie mich doch büssen. Ich bin 70 Jahre alt und gebe einen Scheiss darauf», zeterte er in seiner unnachahmlichen Art.
Serena Williams äusserte sich mit einem Eintrag auf Instagram zur Beleidigung und schrieb Nastase direkt an: «Du kannst mit Worten auf mich schiessen. Du kannst versuchen, mich mit deiner Hasserfülltheit zu töten. Aber genauso wie Luft werde ich immer aufsteigen. Ich danke der ITF, dass sie alle Fakten berücksichtigt. Sie hat meine volle Unterstützung.»
Support erhält Nastase dagegen von einer anderen prominenten Sportlerin, der Turnqueen Nadia Comaneci. Anlässlich der eben zu Ende gegangenen EM in Cluj-Napoca relativierte die fünffache Olympiasiegerin dessen zweifelhafte Aussagen: «Ilie ist halt sehr patriotisch, und manchmal sagt er Dinge, die er gar nicht so meint. So ist er», sagte sie der Associated Press.
Nastase sei ihr Freund und werde das immer bleiben, erklärte Comaneci, die 1976 als erste Kunstturnerin bei Olympischen Spielen die perfekte Note 10 erhalten hatte – als 14-Jährige am Stufenbarren. «Natürlich ist Ilie dafür verantwortlich, was er sagt, und er muss jetzt die Konsequenzen tragen. Aber Menschen machen Fehler. Jedermann in Rumänien liebt Ilie.» Obschon Comaneci 1989 aus ihrem Heimatland floh und seither in den USA lebt und dort eine Turnakademie betreibt, ist sie regelmässig in Rumänien.
Die Rückendeckung der prominentesten Sportlerin des Landes für Nastase hielt nicht allzu lange. Als Reaktion auf Medienberichte nach ihrer Aussage ruderte Comaneci in einer Stellungnahme bereits ein Stück weit zurück. «Ilie ist ein langjähriger Freund, aber ich kann seine hässlichen und äusserst beleidigenden Kommentare nicht gutheissen», schrieb sie auf Twitter.
Pikant ist die Relativierung von Sexismus und Rassismus nicht zuletzt angesichts der Tatsache, dass Comaneci an der Turn-WM in Montreal Anfang Oktober als Kommunikationsverantwortliche amtet. 41 Jahre danach ist dies am Ort ihres grössten Triumphs vor allem eine repräsentative Aufgabe, und trotzdem: Auf der Website des Anlasses heisst das Organisationskomitee «die legendäre Turnerin stolz als Sprecherin der WM willkommen».
Der Weltverband kommentiert die Aussagen der Turnqueen gleichwohl nicht. Sie habe keine offizielle Position innerhalb der FIG, liess eine Sprecherin Redaktion Tamedia wissen.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch