Die unbekannte Integral-Stiftung macht das Rennen
Das Pensionskassen-Rating misst und vergleicht die Leistungen von Vorsorge-Einrichtungen, damit Versicherte wissen, woran sie sind. Dieses Jahr gewinnt eine Aussenseiterin, die jetzt viel Durchstehvermögen benötigt.

Das Pensionskassen-Rating 2008 hat einen überraschenden Sieger: Die wenig bekannte Sammelstiftung Integral schneidet mit Abstand am besten ab, vor all den grossen, tonangebenden Vorsorge-Einrichtungen wie jenen von der Migros, Swiss Re und der Stadt Zürich. Nicht am Paradeplatz wurde in den vergangenen drei Jahren für Versicherte am meisten Wert geschaffen, sondern in einer Randregion. Die Integral-Stiftung hat ihren Sitz in Thusis. Von da aus bedient sie 214 kleinere und mittlere Firmen aus der Südostschweiz mit rund 1800 Mitarbeitern.
Einer, auch mal zwei unter ihnen werden pro Jahr invalid. Im Bündnerland sind missbräuchliche Frühpensionierungen auf Kosten von Invalidenversicherung und Pensionskasse nicht üblich, und Integral achtet darauf, dass nur Firmen mit einer günstigen Schadenquote aufgenommen werden. So hält sie ihre Kosten tief. «Wir besuchen jede Firma, hier kennt man sich», erklärt Geschäftsführer Simone Piali. Dafür fänden auch Bau- und Einzelfirmen, die sonst kaum irgendwo Anschluss finden, Platz in der Stiftung.
Viel Aktien – wenig Senioren
Nur sechs Prozent der Versicherten von Integral sind Rentner, weil diese oft bei den Versicherungen bleiben, wenn die Betriebe zur Integral wechseln. Solange immer mehr Unternehmen den Weg nach Thusis finden - die Sammelstiftung wächst kräftig -, bleibt der Etat jung. Erst dieses Perpetuum mobile erlaubt es der Bündner Stiftung, den einmalig hohen Aktienanteil von 80 Prozent zu wählen.
Gegründet wurde die Stiftung 1979 von Alfons Heusser, dem nun die Vermögensverwaltung obliegt. Der Warren Buffett von Thusis ist ein aktiver, überzeugter Value-Investor, der gegen die Trends wettet und wenig von Berufsanalysten hält. Das Konzept ging lange auf: Seit 1985 hat Integral das Kapital der Versicherten im Durchschnitt zwei Prozent über dem gesetzlichen Minimum verzinst. Bei einer üblichen Berufskarriere macht der Unterschied gut und gern zwischen 150'000 und 200'000 Franken aus.
Aber dieses Jahr wird auch Integral nur die Minimal-Dividende ausschütten können: Im Oktober stürzte ihr Deckungsgrad auf 80 bis 85 Prozent. Bei so viel Aktien war das nicht verwunderlich. Da ist nur zu hoffen, dass es bald zu einer Konjunktur- und Börsenerholung kommt.
Fast alle Konzerne, die in der Schweiz mit Strom zu tun haben, finden sich unter dem Dach der PKE wieder, der Pensionskasse der Elektrizitätswerke. Sogar Konkurrenten wie Atel und Axpo oder das Elektrizitätswerk des Kantons Zürich. Die Kasse machte bereits in den Neunzigerjahren mit einer aktiven und erfolgreichen Anlagestrategie von sich reden. «Daran hat sich nicht viel geändert», hält Geschäftsleiterin Clivia Koch fest. Heute fährt die Beitragskasse einen strategischen Aktienanteil von 42 Prozent.
Taktische Massnahmen hat sie im Crash nicht ergriffen, also keine Aktien verkauft. «Die Strategie beibehalten, das war schon früher einer der Erfolgsfaktoren der PKE», meint Koch. So sei die Kasse im Crash von 2002 verfahren, und so halte sie es auch heute. Damals seien die Pensionskassen viel nervöser gewesen, heute würden sie den Börsenzerfall ruhiger und überlegter angehen. Knapp vor dem Crash hat die PK Energie allerdings das Anlagerisiko reduziert. «Heute lässt sich so etwas viel besser berechnen als früher», sagt Koch. So führte die Pensionskasse eine Währungsabsicherung ein. Die Renovation brachte es auch mit sich, dass die Vorsorge-Einrichtung einen kleinen Teil der Aktien abstiess, sodass sie mit realisierten Kursgewinnen in den Börseneinbruch stolperte. Das erklärt ihre gute Performance im vergangenen Jahr, aber Koch relativiert: «So vorausgesehen hat dies niemand.» Ein bisschen Glück und Zufall spielen halt auch beim PK-Rating mit.
Eine Besonderheit der PKE ist, dass sie alles Wichtige selber erledigt. Nicht nur die aktive Vermögensverwaltung mit Direktanlagen ist home made. Sie ist auch ihre eigene Rückversicherung. Sogar ihre grossen Immobilienprojekte plant und realisiert die Pensionskasse in eigener Regie. Eben ist ein 90-Millionen-Projekt fertig geworden. «Wir verstehen uns mehr als Unternehmen denn als eine soziale Einrichtung», kommentiert Koch.
Prominenter Zuzug
An dem vom «Tages-Anzeiger» durchgeführten Pensionskassen-Vergleich 2008 haben sich 37 Vorsorge-Einrichtungen beteiligt. Dabei reicht das Spektrum von der kleinen Metron mit weniger als 200 Versicherten bis zur Gastro Social, der Vorsorge-Instanz des Gastgewerbes, die 145'000 Kellner und Köche versichert. Dank dem Rating können 766'000 Arbeitnehmer und Rentner beurteilen, wie gut ihre Rentenproduzenten im Vergleich zu anderen abschneidet. Jeder vierte Schweizer mit einer Berufsvorsorge muss bei dieser Frage nicht mehr rätseln.
In der vorliegenden dritten Ausgabe hat sich erstmals eine Reihe von viel beachteten Kassen wie Swiss Re, Credit Suisse und Migros beteiligt. Neu stellte sich auch die Publica, die Vorsorge-Institution des eidgenössischen Personals, sowie die Beamtenversicherungskasse Zürich dem Vergleich.
Das einzige öffentlich zugängliche Rating für Pensionskassen beruht auf 25 Kriterien, die das Reglement, die Finanz- und Renditekennzahlen berücksichtigen und das ganze für Vorsorge-Einrichtungen massgebende Spektrum abdecken.
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