Die unbeliebte Witwe lässt nicht locker
Es war eine ungleiche Ehe, welche die weltgewandte Feministin Suha Tawil einst mit Palästinenser-Ikone Yassir Arafat einging. Nicht erst seit sie um Aufklärung seiner Todesursache kämpft, hat sie viele Feinde.

Suha Arafat die Witwe der Palästinenser-Ikone löste acht Jahre nach dem Tod des PLO-Gründers in einem Krankenhaus bei Paris mit ihrer Anzeige in Frankreich die Ermittlungen aus, die nun den Verdacht erhärteten, dass Yassir Arafat ermordet wurde. Die sehr modebewusste 50-Jährige hatte sich bald nach ihrer Hochzeit mit dem 34 Jahre älteren Vollblutpolitiker auseinander gelebt und sich in der Palästinenserführung viele Feinde gemacht.
Von Malta aus kämpft nun sie um die Aufklärung der Todesursache Arafats und bringt dadurch nicht nur Israel, sondern auch einstige Weggefährten ihres Mannes immer wieder in Verlegenheit. Der Sprecher des israelischen Aussenministeriums, Jigal Palmor, erklärte den neuen Obduktionsbefund kurzerhand «zum Teil eines fortdauernden Kampfs zwischen Arafats Witwe und der Palästinensischen Autonomiebehörde».
Es war eine sehr ungleiche Ehe, die der bereits mit der palästinensischen Sache unlösbar «verheiratete» Arafat 1990 mit der weltgewandten Feministin Suha Tawil einging. Suha wurde am 17. Juli 1963 in Ostjerusalem in eine christliche Palästinenserfamilie geboren, die reich war und liberal eingestellt: der Vater Daud Tawil Bankier, die Mutter Raymonda Hawa-Tawil eine bekannte Journalistin und Schriftstellerin.
Ehe blieb lange geheim
Als Arafat im Mai 1989 erstmals in der französischen Hauptstadt wie ein Regierungschef empfangen wurde, war seine künftige Frau als Protokollchefin der Palästinenser-Delegation engagiert worden. Der im tunesischen Exil lebende PLO-Chef machte sie zu seiner PR- und Wirtschaftsberaterin und begann mit ihr in Tunis ein heimliches Liebesverhältnis. An ihrem 27. Geburtstag heiratete Suha den 61-jährigen und konvertierte zum Islam.
Selbst vor den Palästinensern hielt Arafat seine Ehe zwei Jahre lang geheim. In Zeiten der ersten Intifada schien die Bekanntgabe nicht opportun. Sein Nimbus hätte Schaden nehmen können, wäre zur Unzeit die Ehe mit der allzeit nach neuestem Schick gekleideten Palästinenserin bekannt geworden, die lange Jahre an Pariser Universitäten verbracht hatte.
«Ich teile Yassir Arafat mit dem ganzen palästinensischen Volk», sagte Suha. «Seit ich ihn geheiratet habe, haben wir noch nie einen vollständigen Tag miteinander verbracht.» Kein trautes Eheleben, stattdessen ein ständiges Gefühl der Bedrohung. Im Exil in Tunesien hatte Arafat die Angewohnheit, niemals zwei Nächte im selben Quartier zu verbringen. Aus Angst, vergiftet zu werden, liess er alle Speisen vorkosten. Arafat arbeite fast rund um die Uhr, erzählte Suha. Für intime Stunden bleibe allenfalls die Zeit zwischen zwei und sechs Uhr in der Frühe.
Nach der Geburt der Tochter trafen sich die Eheleute nur noch selten, sie wohnten getrennt. Die Entfremdung wuchs, was noch mehr für die politischen Weggefährten Arafats galt. Als ihr Mann im Sommer 2004 schwer erkrankte, reiste Suha nach Ramallah und sorgte auch für seine Überführung in ein Pariser Militärkrankenhaus.
Streit mit Abbas
Von dort verdarb sie es sich noch einmal gründlich mit Mahmud Abbas, dem damaligen PLO-Generalsekretär und späteren Nachfolger ihres Mannes als Palästinenserpräsident. Als dieser ans Sterbebett Arafats eilen wollte, bezichtigte sie ihn, er wolle ihren Mann «lebendig beerdigen», um ihn beerben zu können.
Kurz darauf starb Arafat, eine Obduktion wurde nicht veranlasst. Die Witwe zog mit der Tochter nach Tunis, wo sie eine neue Staatsbürgerschaft erhielt. Drei Jahre später verkrachte sie sich wegen eines geschäftlichen Zwists mit Leila Trabelsi, der Ehefrau des seinerzeitigen Machthabers Ben Ali, und wurde ausgebürgert.
Seitdem lebt die Witwe Arafat in Malta in einem schicken Haus mit Meerblick. Schlagzeilen machte sie nur noch selten. Nach dem Schweizer Polonium-Befund steht Suha Arafat, geborene Tawil, aber wieder im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit.
AFP/kle
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