Die Unfallstelle liegt in einer Risikozone
Zurzeit ist die Gefahr für Erdrutsche besonders gross. Die Bahnbetreiber unterziehen ihr Schienennetz deshalb einer laufenden Risikobeurteilung.
In der Region um Tiefencastel hat es heute stark geregnet. Dies habe zweifelsohne zum Hangrutsch geführt, der den RhB-Zug erfasst habe, teilt Meteo Schweiz mit. Die Böden in dieser Region seien vom vielen Regen der vergangenen Wochen gesättigt und könnten nicht noch mehr Wasser aufnehmen.
In zwölf Stunden fielen in der Unglücksregion zwischen 50 und 60 Liter Regen pro Quadratmeter. «Jeder Tropfen kann das Fass zum Überlaufen bringen», teilt Meteo News mit. Wenn die Böden nicht mehr Flüssigkeit aufnehmen können, kann es zu Erdrutschen kommen.
Erhöhte Gefahr für Erdrutsche
Die Region um Tiefencastel, wo der Zug der Rhätischen Bahn heute verunfallte, gilt gemäss dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) als Risikozone. «In diesem Gebiet treffen zwei verschiedene Gesteinseinheiten aufeinander – das erhöht die Gefahr für Erdrutsche», sagt der Geologe Hugo Raetzo. Auch für die kommenden Tage bleibe die Gefahr für Erdrutsche bestehen. Bei derart feinkörnigen Böden brauche es mehrere Tage, bis der Wassergehalt abgebaut sei, sagt Raetzo.
Die Wetteraussichten sprechen nicht für eine Risikoverminderung. Gemäss Meteo News kommt es bis Samstag schweizweit zu regelmässigen Niederschlägen. Dem Boden bleibt also kaum Zeit, sich zu regenerieren. Gemäss Angaben der Rhätischen Bahn bleibt die Unfallstrecke St. Moritz–Chur morgen den ganzen Tag gesperrt. Reisende werden auf die Vereinabahn umgeleitet. Wie es danach weitergeht, ist noch nicht geklärt.
Zusammenarbeit zwischen Kanton und Bahnbetreiber
Zur Sicherung ihrer Zugstrecken arbeitet die Rhätische Bahn im Bündnerland mit dem kantonalen Amt für Wald und Naturgefahren zusammen. Diesbezüglich fänden laufend Risikobeurteilungen statt. Wie gut die Streckensicherung auf der Unfallstrecke gewesen ist, wird gegenwärtig abgeklärt.
Fakt ist, dass sich die Betreiber des öffentlichen Verkehrs laufend mit Naturgefahren befassen muss. Die SBB beispielsweise unterziehen ihr Schienennetz laufenden Überprüfungen. Die Resultate kommen in Zusammenarbeit mit Kantonen und Bund zustande und werden alljährlich in einem Netzzustandsbericht auf der Webseite veröffentlicht. «Wir schaffen Transparenz über unser Netz», heisst es bei den SBB.
Aus dem letztjährigen Bericht geht hervor, dass 944 Kilometer des SBB-Schienennetzes «exponiert» und somit Naturgefahren ausgesetzt sind. Geschützt werden diese Strecken durch 4355 Schutzbauten, 8700 ha Schutzwald und 7200 ha Sicherheitsstreifen. 2013 registrierten die SBB unter anderem eine «Risikozunahme durch Naturgefahren wegen Mehrverkehr» und «Unsicherheiten aufgrund des Klimawandels».
Weniger Geld für Sicherung
Trotz der erhöhten Gefahrenlage stünden in den nächsten Jahren «aufgrund interner Priorisierung» weniger Mittel zur Gefahrenbehebung von Naturrisiken zur Verfügung. Zudem führen die SBB im Bericht fünf Schutzbauwerke (Flamatt, Bôle Boveresse, Court-Moutier, Delémont-Delle, Couvet-Les Verrières) auf, deren Zustand schlecht ist. Die Beseitigung der Mängel ist für die Jahre 2014 bis 2018 vorgesehen.
Daniele Pallecchi, Mediensprecher bei den SBB, gibt Entwarnung: «Unser Schienennetz ist grösstenteils im Flachland verlegt, wo die Gefahr bedeutend kleiner ist.» Risikostrecken wie der Gotthard würden jedoch besonders genau beobachtet, sagt Pallecchi.
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