Die unsichtbare 100-Milliarden-Infrastruktur
Die Kanalisation in der Schweiz ist rund 80'000 Kilometer lang und über 100 Milliarden wert. Ein Teil davon erreicht in den nächsten Jahren sein Lebensende – doch niemand weiss, wo die grössten Investitionen anstehen.

Unter dem Schweizer Boden verlaufen öffentliche Abwasserleitungen in der Länge von 49'000 Kilometern, ungefähr halb so umfangreich sind die Kanalisationen privater Liegenschaftenbesitzer. Der Wert dieser Anlagen beträgt 100 bis 110 Milliarden Franken – doch vielerorts ist der Zustand mangelhaft. Max Maurer, Professor bei der Eidgenössischen Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz (Eawag), sagt in der jüngsten Ausgabe des Magazins «Schweizer Gemeinde», dass rund ein Viertel aller öffentlichen Kanäle starke Beschädigungen aufweise und saniert werden müsste. Maurer sagt, er kenne Gemeinden, in denen bis 50 Prozent der Kanäle «in einem sehr schlechten Zustand sind». Noch prekärer ist es bei der privaten Liegenschaftenentwässerung: In diesem Bereich geht der Eawag-Experte davon aus, dass 50 bis 80 Prozent der Kanäle saniert werden müssten. Werden die Leitungen nicht rechtzeitig saniert, fliesst das verschmutzte Abwasser in den Boden – oder aber Regenwasser strömt in die Kanalisation und überlastet die Kläranlagen.