
Otis Johnson, verurteilt wegen versuchten Polizistenmordes, ist kürzlich freigekommen – nach 44 Jahren Gefängnis. In Johnsons Kopf war die amerikanische Wirklichkeit in der Version von 1971 abgespeichert. Diese weist wenig Ähnlichkeiten mit der Gegenwart auf. 2016 tragen die Leute Stöpsel in den Ohren, streicheln Bildschirme und trinken Buntes. Wie ein Alien habe er sich gefühlt, erzählte Johnson US-Medien. So ähnlich ergeht es Stadtzürcherinnen und -zürchern, die nach langer Zeit ihre Wohnung verlassen, um in der Stadt etwas Neues zu suchen. Nichts läuft ab wie in der Erinnerung: Die Schlange bei Besichtigungen reicht um den ganzen Block, zwei Zimmer kosten so viel wie früher vier, bei Bewerbungen schickt man am besten ein paar Hunderternoten mit.
Die unsichtbare Mauer
Die steigenden Mieten teilen die Schweiz in Hoch- und Tiefpreiszonen. Glück hat, wer nicht umziehen muss.