Die veräppelten Androiden
Der iPhone-Hersteller und sein taiwanischer Android-Rivale HTC begraben das Kriegsbeil. Doch die Signalwirkung der Einigung wird wohl überschätzt.
Im endlos scheinenden Disput zwischen Apple und Google, die sich seit Jahren um das mobile Betriebssystem Android streiten und dabei auch diverse andere Marken wie Samsung, Motorola und HTC nicht verschonen, zeichnet sich auf den ersten Blick eine Entspannung ab: Wie am Wochenende bekannt wurde, haben der iPhone-Hersteller und HTC die Einigung auf ein zehnjähriges Lizenzabkommen verkündet (Redaktion Tamedia berichtete).
Dieses beendet den vor zwei Jahren von Apple initiierten Streit zwischen Cupertino und dem taiwanischen Mobilehersteller. Der asiatische Smartphonekonzern – mit diversen Androidgeräten im Sortiment – kann somit aufatmen. «HTC», liess Konzernchef Peter Chou verkünden, «ist froh, den Disput mit Apple gelöst zu haben und sich nun wieder auf Innovationen anstatt Rechtsstreitigkeiten konzentrieren zu können.»
Wer jetzt aber glaubt, dass das Patentstreitdossier bald zu den Akten gelegt werden kann, irrt – aus mehreren Gründen.
1. HTC ist in der Krise
HTC präsentiert sich derzeit als Leichtgewicht. 2012 ist eine einzige Krisenperiode, jüngst mussten die Taiwaner für das dritte Quartal einen Gewinneinbruch von fast 80 Prozent bekannt geben. Angesichts der schwachen Zahlen hätte ein Weiterschwelen des Patentstreits für HTC eine ernsthafte Bedrohung bedeuten können. Denn der Knatsch mit dem Apfelkonzern hat in den USA zu ganz konkreten Problemen (Lieferverzögerungen) geführt. Zwar gehört HTC mit einem Weltmarktanteil von 10,8 Prozent noch immer zu den fünf grössten Smartphoneproduzenten, musste sich aber einer IDC-Studie zufolge vom hierzulande noch wenig bekannten chinesischen Hersteller ZTE überholen lassen.
Das heisst:Apple hatte in diesem Fall leichtes Spiel. Die renommierte Techsite Arstechnica.com geht davon aus, dass HTC für die aussergerichtliche Einigung Apple einen satten Preis bezahlt hat.
2. Samsung ist stark...
Der andere Android-Konterpart aus Asien jedoch ist alles andere als ein Leichtgewicht: Kein anderer Hersteller verkauft so viele Smartphones wie Samsung, der im dritten Quartal 2012 einen um 91 Prozent höheren Gewinn (in Relation zum Vergleichsquartal 2011) ausgewiesen hat und mit dem Galaxy S3 das erfolgreichste Smartphone der Welt fertigt, zumindest im dritten Quartal 2012.
Das heisst: Anders als die Taiwaner werden sich die Südkoreaner von Apple nicht so leicht in die Knie zwingen lassen. Das weiss niemand besser als Apple selber. Der Galaxy-Fertiger wehrt sich nach wie vor, Apple 1,05 Milliarden Dollar Schadenersatz zu zahlen, welchen die Geschworenen im Sommer Apple zusprachen. Nicht zu vergessen: Apple hat unlängst eine juristische Niederlage einstecken müssen: Ein Gericht in Grossbritannien zwang den Apfel-Konzern zu einer Entschuldigung gegenüber Samsung - Apple musste auf der Homepage klarstellen, dass die Südkoreaner kein iPad-Designklau betrieben haben. Ausserdem muss Apple nicht nur die Gerichtskosten übernehmen, sondern auch Samsungs Anwälte bezahlen.
3. ...und Apple ist noch lange nicht fertig
Der Hass von Tim Cooks Vorgänger Steve Jobs auf Android ist legendär. «Ich werde Android vernichten, es ist ein gestohlenes Produkt», soll die verstorbene Computerlegende laut einer Autobiografie gesagt haben. Google habe «das iPhone geklaut» und sein Unternehmen in grossem Stil betrogen. «Wenn es sein muss, werde ich das bis an mein Lebensende richtigstellen. Ich bin bereit, dafür einen thermonuklearen Krieg zu beginnen.»
Tim Cook hat mehrmals angedeutet, die Patentstreitigkeiten rasch beenden zu wollen. Doch wie sieht die Realität aus? Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt hat Cook die Klage gegen Samsung ausgeweitet, wie Cnet berichtet. Unter anderem stehen nun auch die Samsung-Devices Galaxy Note 10.1 und das Galaxy S3 zur Debatte (und neu Google: Apple nimmt Android 4.1 ins Visier). Samsung wiederum hat zuvor bekannt gegeben, gerichtlich gegen das iPhone 5 vorzugehen.
Das heisst: Das Gericht in San José wird sich auch in den nächsten Monaten, vielleicht sogar Jahren, mit Samsung und Apple beschäftigen. A suivre.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch