Die verstümmelte Leiche war erst der Anfang
Krimi der Woche: In «Tod im Februar» des Schotten Alan Parks geht es um Missbrauch und Rache.

Der erste Satz
Er setzt sich, betrachtet sein Werk.
Das Buch
Harry McCoy verbringt mit seiner Freundin gerade einen schönen Abend, bevor er anderntags in den Dienst zurückkehren muss: Er hat zwei Dosen Pale Ale getrunken und einen halben Joint geraucht, eine Pille wollten sie sich noch teilen. Doch dann klopft ein Kollege an die Tür, um ihn zu einem Tatort mitzunehmen, wo er dringend gebraucht wird. Detective McCoy, der den Anblick von Blut schlecht erträgt, erwartet in dieser beissend kalten Februarnacht auf dem Dach eines im Bau befindlichen Hochhauses ein Schlachtfeld. Eine wüst verstümmelte Leiche, die sich als der junge Stürmerstar der Glasgow Rangers und Verlobter von Gangsterboss-Tochter Elaine Scobie erweist.
So beginnt «Tod im Februar». Es ist nach «Blutiger Januar» der zweite Roman einer auf zwölf Bände angelegten knallharten Reihe von Alan Parks, die im Glasgow der frühen 1970er-Jahre spielt.
Nach dem Tod des Fussballers geht das Morden weiter, und für McCoy ist klar, dass das mit Familie Scobie zu tun hat. Eigentlich hat er damit alle Hände voll zu tun. Dann findet er in der Tasche eines Obdachlosen, der sich in einer Kirche erhängt hat, einen Zeitungsausriss. Darin geht es um einen hochrangigen Polizeibeamten in der Provinz, in dem McCoy «Onkel Kenny» aus seiner Zeit im Kinderheim erkennt. Zusammen mit seinem Jugendfreund Stevie Cooper, der inzwischen in Glasgow als Drogenhändler und Bordellbetreiber tätig ist, will er dem Kinderschänder eine Abreibung verpassen.
Zartbesaitete sollten die Finger von diesem Roman lassen.
Eher zufällig ist Alan Parks, wie er in einem Text zu seinem zweiten Roman erklärt, auf unzählige Missbrauchsgeschichten in schottischen Kinder- und Jugendheimen gestossen: Eigentlich hatte er für den Roman nur nach dem Namen eines Kinderheims aus den 1960ern in der Umgebung von Glasgow gesucht. Und so befasst er sich nun in dem Roman auch damit, wie sich Missbrauch in ihrem späteren Leben auf Menschen auswirkt. Der Ganove Cooper versucht es seinem Freund McCoy so zu erklären: «Ich verdiene meinen Lebensunterhalt damit, Menschen wehzutun, du nicht. Du willst ihnen helfen, sogar den ganzen Scheisssäufern, die denken, du wurdest ihnen von Gott gesandt. Die ganzen Frauenschläger und Sexualverbrecher und gemeinen Dreckschweine, die du einlochst. Du denkst darüber nach, was richtig ist auf der Welt und was falsch, willst immer das Richtige tun. Und ich? Ich tu einfach nur, was getan werden muss.»
Zartbesaitete sollten die Finger von diesem Roman lassen. Wer harten Stoff mag, findet im zwar eher konventionell gestrickten Krimi mehr als nur als spannende Unterhaltung.
Die Wertung
Der Autor
Alan Parks, geboren 1963 in Schottland, studierte Philosophie an der Universität von Glasgow. Danach zog er nach London, wo er in der Musikindustrie – zunächst bei London Records, später bei Warner Brothers – als Creative Director arbeitete. Er war verantwortlich für Kampagnen, Albumcovers, Fotosessions und Videos für Bands wie All Saints, New Order und The Streets. Bei 679 Recordings war er Geschäftsführer. In den letzten Jahren war er freier Berater für Marketing und Gestaltung. Nach 20 Jahren in London kaufte er sich eine Wohnung in Glasgow, um da die Wochenenden zu verbringen. Dabei entwickelte er die Idee für eine Glasgow-Krimireihe, die auf zwölf Bände angelegt ist. Parks lebt heute in London und in Glasgow.

Alan Parks: «Tod im Februar» (Original: «February's Son», Canongate Books, Edinburgh 2019). Aus dem Englischen von Conny Lösch. Heyne Hardcore/Wilhelm-Heyne-Verlag, München 2019. 432 S., ca. 24 Fr.
Alle weiteren Besprechungen finden Sie in der Collection «Krimi der Woche».
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