Die Weltpresse zum Obama-Putin-Treffen
Die Gläser klirrten – aber funkte es auch zwischen den Präsidenten der USA und Russlands? Stimmen von «New York Times», Russia Today und «Spiegel».
Das Treffen von Barack Obama und Wladimir Putin dominiert die internationale Berichterstattung. Zum ersten Mal seit 2013 – abgesehen von informellen Kontakten – trafen sich die beiden zu einem persönlichen Gespräch. Obwohl persönlich eigentlich das falsche Wort ist: Laut dem «Spiegel» sassen sie sich an einem hufeisenförmigen Tisch gegenüber, flankiert von je sechs Beratern, was natürlich wenig Spontaneität zulässt. Dennoch sprach Putin im Anschluss von einem «konstruktiven» Gespräch. Gerade amerikanische Berichterstatter sehen dies jedoch weniger positiv.
«Keine Anzeichen eines Fortschritts»
In den US-Medien wird besonders die Uneinigkeit betont, die zwischen Obama und Putin hinsichtlich des Vorgehens in Syrien und auch der Ukraine besteht. Die «Washington Post» beispielsweise spricht von «stark konkurrierenden Vorstellungen» und merkt süffisant an, dass halt nicht alle wichtigen Führungspersonen miteinander klarkommen würden.
Die «New York Times» schreibt, dass die tief greifenden Differenzen über den Ursprung der Syrienkrise «wenig Hoffnung auf eine Lösung des Konflikts» machten. Es gebe derzeit kaum Grund, an einen Kompromiss zwischen Washington und Moskau zu glauben – auch nach dem Gespräch. «Es gab keine Anzeichen eines Fortschritts», meint die «New York Times». Sie erkennt eine «persönliche Antipathie» zwischen Obama und Putin, die nicht nur in den Reden der beiden vor der UNO-Vollversammlung zum Vorschein gekommen sei. Die Präsidenten hätten sich auch beim gemeinsamen Mittagessen «stählerne Blicke» zugeworfen.
Es habe sich offensichtlich nicht um ein freundschaftliches Treffen gehandelt, meint auch die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» angesichts der Bilder, auf denen der amerikanische und der russische Präsident gemeinsam zu sehen sind. Beim Gespräch seien die grossen Differenzen offen zutage getreten, so die Zeitung. Sie spricht von «fundamentalen Meinungsverschiedenheiten» zwischen Obama und Putin. Ähnlich tönt es bei der «Los Angeles Times», die betont, dass keine Vereinbarungen geschlossen worden seien, und sich gar fragt, ob es einen neuen Kalten Krieg zwischen Russland und den USA gebe.
«Zeichen stehen auf Entspannung»
Auf der anderen Seite stellt der Putin-nahe Sender Russia Today die positiven Aspekte des Treffens in den Vordergrund. Zwar seien die Beziehungen zwischen Russland und den USA momentan belasteter als auch schon, aber das Gespräch sei «überraschend offen» verlaufen. Diese Einschätzung deckt sich mit den Voten, die Putin nach dem Treffen geäussert hat. Er versuchte, den Streit zwischen Russland und den USA herunterzuspielen, und bewertete das Gespräch weitgehend positiv. Von amerikanischer Seite klang es zurückhaltender. «Es gab ein gemeinsames Verlangen, einen Weg zu finden», umschrieb ein hochrangiger Obama-Berater das Treffen.
Das seien immerhin nette Worte, nachdem an den Reden vor allem scharfe Töne zu vernehmen gewesen seien, resümiert der «Spiegel». Das Nachrichtenmagazin wertet es als gutes Zeichen, dass Obama und Putin nach langer Eiszeit überhaupt wieder miteinander sprechen. Es ist überzeugt, dass die Zeichen nach dem Treffen auf Entspannung stehen: «Das Spitzengespräch macht den Weg für intensive diplomatische Bemühungen frei.»
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