Die Wut seiner Fans entlädt sich über Trump
Die Anhänger des Präsidenten sind enttäuscht, weil er sich für Migranten einsetzt.

Am Samstag hätten in der Hauptstadt Washington Hunderttausende von Trump-Fans mit ihren roten Mützen durch die Innenstadt ziehen sollen. Die Polizei bereitete sich auf einen Ansturm vor, doch am Ende fand sich nur eine kleine Gruppe konservativer Patrioten zusammen – wenige Hundert, statt der geplanten hunderttausend. Auf der grossen Wiese neben dem Washington Monument wirkten sie etwas verloren.
Die spärlich besuchte Kundgebung ist ein Abbild der Stimmung, die im rechten Trump-Lager derzeit herrscht. Die Begeisterung, die Donald Trump im Wahlkampf entfachen konnte, scheint verflogen. «Das Feuer ist erloschen», schrieb die rechtskonservative Website «Breitbart», die den Präsidenten zu Beginn seiner Amtszeit noch so leidenschaftlich unterstützte. Das kann sich zwar jederzeit wieder ändern, Trump braucht dazu nur sein Smartphone, um das Feuer mit den richtigen – sprich nationalistischen – Tweets wieder zu entfachen, im Moment aber stellt der Präsident seine Fans auf eine gewaltige Probe.
Trump wurde durch seine beinharte Einwanderungspolitik zum Präsidenten gewählt. Sein Versprechen, eine Mauer zu bauen und die illegalen Einwanderer aus dem Land zu werfen, unterschied ihn von allen anderen Kandidaten. Deshalb ist es aus Sicht seiner Unterstützer verständlich, dass sie auf Trumps jüngste Äusserungen erbost reagieren. Nach einem Treffen mit der Führungsspitze der Demokraten kündigte der Präsident an, er wolle sich für die sogenannten Dreamer einsetzen, junge Migranten, die mit ihren Eltern in die USA einreisten. «Soll man diese jungen Menschen tatsächlich aus dem Land werfen?», schrieb Trump auf Twitter.
«Steckt Heugabel in Trump»
Auf den sozialen Medien sah man daraufhin enttäuschte Trumpisten, die ihre roten «Make America Great Again»-Mützen verbrennen. Für «Breitbart» ist Trumps Entscheid, sich für ein Gesetz zum Schutz der Dreamer einzusetzen, ein «erster Schritt zur Amnestie». Seine Bereitschaft, mit den Demokraten zusammenzuarbeiten, sei nichts weniger als «ein Verrat». Deutlich wird die Enttäuschung auch, wenn man sich die Äusserungen prominenter Trump-Unterstützer ansieht: Ann Coulter etwa, eine rechtskonservative Kolumnistin, schrieb: «Steckt eine Heugabel in Trump, er ist tot. Es gibt wohl niemanden, der jetzt keine Amtsenthebung will. Wenn wir keine Mauer zu Mexiko bekommen, dann hätte ich lieber einen Präsidenten Pence.»
Video: Der Stein des Anstosses
Die Aussicht auf einen Kompromiss mit den Demokraten beim Umgang mit den Dreamern erboste auch die konservative Radiomoderatorin Laura Ingraham. «Dafür haben wir ihn nicht gewählt», twitterte sie. «Wir haben für jemanden gestimmt, der etwas für amerikanische Männer und Frauen tun wollte.» Selbst Trump-Freund und Fox-Moderator Sean Hannity, einer der glühendsten Verehrer des Präsidenten, schrieb, der Präsident müsse seine Versprechen halten, «sonst ist es vorbei». Die Wut der Trump-Anhänger, die sich gerade entlädt, gärt schon länger, weil viele seiner Unterstützer erkennen, wie wenig der Präsident in den ersten acht Monaten für sie erreicht hat: Der Bau der Mauer ist ungewiss; von seinem Einreisestopp für Menschen bestimmter muslimischer Länder ist nicht mehr viel übrig; sein Versprechen, die Gesundheitsreform Barack Obamas zu annullieren, hat er nicht eingelöst.
Wahre Trump-Fans werden auch mit der jüngsten Meldung hadern, der Präsident wolle womöglich doch nicht aus dem Pariser Klimavertrag aussteigen. Trump, der den Klimawandel einst als «Erfindung der Chinesen» bezeichnet hatte, kündigte den Ausstieg vor Monaten an; der Klimavertrag würde Amerika Fesseln aufzwingen. Wie das «Wall Street Journal» aber jüngst berichtete, soll der Präsident seine Meinung überdenken. Bald werden noch ein paar mehr Mützen brennen.
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