«Die Zelle hatte ein vergittertes Oberlicht zur Strasse hin»
Zum Start der Rekrutenschule nächste Woche haben wir unsere Leser nach eigenen Anekdoten und Einschätzungen gefragt. Hier sind sie.

Ein abrupter Wechsel vollzieht sich nächste Woche im Leben vieler junger Schweizer. Plötzlich sind sie in der Rekrutenschule, plötzlich dreht sich der Alltag ums Schuheputzen, Einreihen, Losmarschieren, aber auch merkwürdige Übungen, Ausgang und Langeweile. Und doch erlebt jeder Rekrut die RS wohl anders. Für Leser Matt Senn war sie charakterprägend. «Leerläufe kannte ich erst nach den WK. Hätte ich einen Sohn, würde ich ihm eine RS nahelegen. Ich behaupte, eine gute Erziehung durch meine Eltern genossen zu haben, und bin trotzdem der Meinung, dass sich diese Zeit positiv auf meinen Charakter ausgewirkt hat.» Auch Hans Graf ist voll des Lobes: «Selbständigkeit, Verantwortung, Pünktlichkeit, Teamwork, Kultur, Planung, Heimatgefühl, Unterscheidung von Gut/Böse – Wahrheit/Lüge usw. habe ich weitgehend dem Militär zu verdanken.»
Solchen Einschätzungen konnten viele Leser aber nichts abgewinnen. Marc Peer etwa schrieb: «Ich habe einfach nur gelitten. Machtmissbrauch, Dummheit etc.» Peter Kuster hat eine Anekdote, wie mit eben dieser Dummheit umzugehen ist: «Aus Langeweile habe ich das DR durchgelesen und die wichtigsten Passagen auswendig gelernt. Hat nun ein Off oder ein Uo irgendetwas befohlen, was gemäss DR nicht geht, habe ich immer reklamiert. Die ersten paar Male hat man noch nachgesehen, später hat man mir einfach geglaubt. Dies habe ich ausgenutzt, indem ich einfach irgendwelche Paragrafen erfunden habe, um mich und meine Kameraden von Aufgaben oder Befehlen zu befreien.» Reto Suter hingegen wiederum mit Humor: «Der scharfe Arrest nach einem Ausgang in Bière bleibt ebenfalls unvergessen. Die Zelle hatte ein vergittertes Oberlicht zur Strasse hin, klassischer kann man gar nicht eingesperrt sein.»
Auch nachdenkliche Beiträge haben uns erreicht. «Anstatt beim letzten Abtreten in der Kaserne zu jubeln», schrieb Leser Peter Meier, «sind wir still und ruhig stehen geblieben, blickten geradeaus und dachten eine Minute über das Vergangene nach. Dann nahmen wir wortlos unser Gepäck und verliessen die Kaserne. Die Offziere blickten uns erstaunt nach und konnten sich unser Verhalten nicht erklären. Wir waren wahrscheinlich die einzige Kompanie der Armee, die dies je getan hatte. Draussen, vor der Kaserne, verabschiedeten wir uns dann. Es war die Zeit des Korpskommandanten Mabillard, eine Rekrutenschule ohne Tote ist keine Rekrutenschule.»
Abschliessend sei Leser Franco Huber zitiert:
17 Wochen RS, 21 Wochen UO und abverdienen. Infanterie Schule Chur 1985/86. Keine Anekdote, sondern ein Fazit: Die Kameradschaft war toll. Der Rest zum Vergessen.
Insgesamt haben Dutzende ehemalige Rekruten von ihren RS-Tagen berichtet. Unten sind sämtliche Anekdoten gelistet. Morgen Donnerstag lesen Sie hier und in der Printausgabe des «Tages-Anzeigers» die Erlebnisse unserer Redaktoren.
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