Die Zürcher Plastikjäger
Eine Baugenossenschaft sagt dem Plastikmüll den Kampf an. Für die Stadt Zürich hingegen kommt eine flächendeckende Abfuhr von Kunststoffabfall nicht infrage.
Joghurtbecher, Shampooflasche, Fleischverpackungen: Viele Haushaltsabfälle sind aus Kunststoff. Dieser Plastikmüll landet bei vielen Leuten im allgemeinen Kehrichtsack.
«Mehr als Wohnen» ist die erste Zürcher Baugenossenschaft, die diesem Umstand konsequent den Kampf ansagt, und zwar in der Wohnsiedlung Hunziker-Areal in Leutschenbach. Dort haben die Bewohner ab morgen Donnerstag erstmals die Möglichkeit, ihre Plastikabfälle in einem eigenen Sack vor die Haustür zu stellen. Er wird dann einmal wöchentlich abgeholt. Der Sack für Plastikmüll kann bei der Baugenossenschaft erworben werden. Der 35-Liter-Sack kostet gleich viel wie der Züri-Sack (1.70 Franken), die grösseren Säcke sind günstiger: 2.30 Franken statt 3.10 für einen 60-Liter-Sack und 3.90 statt 5.70 für den 110-Liter-Sack. Verarbeitet wird der Kunststoff von der InnoRecycling AG, die daraus Granulat herstellt.
«Weniger Güsel dank Kunststoff-Recycling»
Das neue Angebot ist der Quartiergruppe Recycling zu verdanken, die sich aus Bewohnern des Hunziker-Areals zusammensetzt. Am letzten Wochenende fand zur Einführung von «Weniger Güsel dank Kunststoff-Recycling» eine Startaktion statt. Die Mieter wurden aufgefordert, ihre Züri-Säcke mitzubringen. Die Quartiergruppe durchsuchte diese nach Kunststoff, der dann aussortiert wurde. «Das Interesse am Aktionstag war gross», sagt Dominique Jaquemet von der Quartiergruppe. Zehn Leute hätten ihre Säcke zur Kontrolle vorbeigebracht. «In jedem Sack war vom Inhalt her mindestens die Hälfte Plastikmaterial.»
Wer wollte, konnte an Ort und Stelle den Kunststoffanteil seines Sackes bestimmen und das Recycling- und Einsparpotenzial ermitteln. Jaquemet: «Teilweise waren die Leute ganz erstaunt, wie viel Kunststoff sie aus einem Züri-Sack aussortieren konnten.» Für die Quartiergruppe sei klar, dass das Zeitalter der Kehrichtverbrennung als heilige Kuh der Abfallbewirtschaftung zu Ende geht. Ressourcen zu verbrennen statt weiterzuverwenden, sei kein Zukunftsmodell. Es werde bestimmt nicht lange gehen, bis weitere Siedlungen solche Kunststoff-Recycling-Sammlungen einführen werden.
Genug Möglichkeiten für Plastikrückführung
Leta Filli von Entsorgung und Recycling Zürich (ERZ) begrüsst die Aktion. Grundsätzlich findet das ERZ jede Massnahme gut, Wertstoffe in den Produktionslauf zurückzuführen und damit natürliche Ressourcen zu schützen. «Dazu passt die neue Sammlung von Plastik im Hunziker-Areal», sagt sie.
Weshalb führt denn die Stadt keine flächendeckende Abfuhr von Kunststoffabfall ein, wie das in der Umgebung wie zum Beispiel Kloten, Regensdorf, Dielsdorf, Affoltern a. A.der Fall ist?
Für das ERZ besteht dazu kein Grund. «Wir bieten seit eineinhalb Jahren die Rücknahme von Plastik in Form von Flaschen und Behältern an», so Filli. Möglich sei dies an den Standorten der Recyclinghöfe und beim Cargo-Tram.
«Dieses Angebot und die Rücknahmestellen im Detailhandel bieten der Stadtbevölkerung viele Möglichkeiten für die Rückführung von Plastik in den Stoffkreislauf», so Filli. Die Bevölkerung habe bei ERZ im Jahr 2016 rund fünf Tonnen Plastik zurückgebracht.
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