Aufruf an BevölkerungDienstag ist Corona-Testtag
Der erste Kanton der Schweiz ruft dazu auf, einmal pro Woche zum Wattestäbchen zu greifen. Was der Neuenburger Gesundheitsdirektor sich vom Massentest erhofft – und warum er ausgerechnet auf den Dienstag setzt.

Herr Kurth, die Neuenburger Bevölkerung soll sich einmal wöchentlich auf das Coronavirus testen. Warum dieser Aufruf?
Es ist eine Empfehlung. Wir wollen eine Art Gewohnheit oder Ritual schaffen. Jede Neuenburgerin und jeder Neuenburger soll sich jeweils am Dienstag mit den vom Bund gratis abgegebenen Testkits selbst auf das Coronavirus testen. Das Testen soll so alltäglich werden wie das Maskentragen.
Warum ist der Testtag am Dienstag?
Viele Leute stecken sich an den Wochenenden an, weil sie dann andere Leute treffen. Am Dienstag ist die Infektion schon nachweisbar, aber die Symptome möglicherweise noch nicht vorhanden und auch die Übertragungsgefahr noch nicht so gross. Der Dienstag ist also der richtige Zeitpunkt, um zu testen und die Übertragungsketten zu unterbrechen. Wichtig ist, dass Leute mit positiven Selbsttests am Mittwoch gleich zum PCR-Test gehen, um die Infektion zu bestätigen. Die Hauptarbeit für unsere Laboratorien verteilt sich so auf die Wochentage, und die Laboratorien werden an den Wochenenden entlastet.

Eine Voraussetzung ist, dass sich die Neuenburgerinnen und Neuenburger mit Selbsttests versorgen. Tun sie das?
Es funktioniert gut. Die Selbstversorgung mit Selbsttests in Apotheken ist ja einfach. In Neuenburg haben wir die Bevölkerung zusätzlich darum gebeten, ihre Testresultate auf einer Website zu registrieren. Innerhalb von vierzehn Tagen wurden 1000 Resultate registriert. Von diesen Tests fielen 1,5 Prozent positiv aus. Damit sind wir fürs Erste zufrieden. Mit der Zeit erlaubt uns dieses Vorgehen allenfalls, die Verbreitung des Virus in der Gesellschaft noch genauer verfolgen zu können als heute.
«Ich merke, dass sich immer mehr Leute vor Teilnahmen an Versammlungen oder Treffen mit anderen Leuten selbst testen.»
Sie erleben die Bürger also als diszipliniert.
Das ist mein Eindruck, aber wir führen natürlich keine Statistiken. Ich merke aber, dass sich immer mehr Leute vor Teilnahmen an Versammlungen oder Treffen mit anderen Leuten selbst testen. Das Testen gehört in gewisser Weise bereits zum Pandemiealltag wie das Tragen der Gesichtsmasken.
Sind die Leute nicht langsam müde, die Schutzmassnahmen rigoros einzuhalten? Immerhin hat die Massenimpfung ab 18 Jahren auch in Neuenburg begonnen.
Wir impfen sogar 16-Jährige mit dem Pfizer-Impfstoff, vorausgesetzt, sie melden sich telefonisch an und vereinbaren einen individuellen Impftermin. Damit wollen wir den Jugendlichen etwas zurückgeben, denn für viele war es nicht einfach, auf die Sozialkontakte zu verzichten, und die Jugendlichen gehören ja mit zu den mobilsten Vertretern der Gesellschaft. Die Einhaltung der Schutzmassnahmen funktioniert aus meiner Sicht noch immer gut, auch wenn sich auf Restaurantterrassen Besucher vereinzelt nicht registrieren oder sich Gäste auch mal etwas zu nahe kommen. Wichtig ist, dass wir rasch möglichst viele Leute impfen können. In Neuenburg haben aktuell 27 Prozent der Bevölkerung zumindest die erste Impfdosis verabreicht bekommen. Das ist eine gute Quote.
Sollen auch sie den Corona-Dienstagstest machen?
Nicht wenn sie vollständig geimpft sind. Ausser es treten Symptome auf.

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