Geldblog: Schweizer BörsenriesenDiese Dominanz kann ein Nachteil sein
Die bekannten Schweizer Indizes SMI und SPI werden von den Schwergewichten Nestlé, Roche und Novartis dominiert. Eine mögliche Alternative beleuchtet unser Geldexperte.

Die «Finanz und Wirtschaft» hat mit dem FuW Swiss 50 Index ein neues Produkt lanciert. Das ETP hat einige Vorzüge und die Verwaltungsgebühren sind mit 0,72 Prozent pro Jahr vertretbar. Wie schätzen Sie das neue Produkt ein? Leserfrage von E.H.
Der FuW Swiss 50 Index wurde von der Wirtschaftszeitung «Finanz und Wirtschaft» (die wie dieser Blog zu Tamedia gehört) lanciert und umfasst – wie es der Name andeutet – die gemessen an ihrer Marktkapitalisierung 50 grössten Unternehmen, die an der Schweizer Börse SIX gehandelt werden. Während die aus dieser Auswahl ermittelten 25 grössten Firmen mit je 2,67 Prozent gewichtet werden und zusammen zwei Drittel dieses Indizes ausmachen, werden die verbleibenden anderen 25 Firmen mit je 1,33 Prozent gewichtet und bilden total ein Drittel im Index. Jeweils im Mai und November erfolgt ein Rebalancing. Mit diesem Index sollen Anleger, die bei den etablierten Indizes SMI, SPI und SLI für sich Nachteile sehen, eine Alternative haben.
Tatsächlich sind beim SMI und dem SPI die drei Börsenriesen Nestlé, Roche und Novartis sehr stark gewichtet und dominieren die Indizes bei weitem. Wenn die defensiven drei Titel gut laufen, ist dies positiv. Wenn sich diese in bestimmten Marktphasen aber schlecht entwickeln, ist diese Übergewichtung nachteilig.
Wesentlich breiter abgestützt ist der Swiss Leader Index. Dieser enthält die 30 grössten Titel des Schweizer Aktienmarktes.
Als problematisch eingestuft werden kann auch das Klumpenrisiko, das sich aus der starken Gewichtung der drei Titel ergibt. Mit Roche und Novartis kommen zwei der drei Schwergewichte auch noch aus der gleichen Branche.
Wesentlich breiter abgestützt ist immerhin der Swiss Leader Index. Dieser enthält die 30 liquidesten und grössten Titel des Schweizer Aktienmarktes. Allerdings wird das Indexgewicht der einzelnen Titel limitiert. Konkret wird das Indexgewicht der vier grösstbörsenkapitalisierten Titel mit jeweils maximal 9 Prozent gekappt und das Indexgewicht aller nachfolgenden Titel wird bei maximal 4,5 Prozent limitiert. Laut der Schweizer Börse SIX wird damit eine verbesserte Titel- und Sektordiversifikation für die Anleger erreicht.
Der FuW Swiss 50 Index geht mit der noch tieferen Gewichtung der einzelnen Titel einen Schritt weiter. Nun hat die Wirtschaftszeitung zusammen mit der Emittentin Leonteq ein Exchange Traded Products (ETP) lanciert, das an den FuW Swiss 50 Index Net Total Return (NTR) gekoppelt ist. Bei diesem werden die Dividenden reinvestiert, abzüglich der Verrechnungssteuer. Für den SMI, SPI und den SLI sind keine Produkte auf dem Markt, welche die Dividenden so wie das neue Produkt reinvestieren. Wer möchte, dass die Dividenden laufend reinvestiert und etwa aus steuerlichen Gründen nicht ausgeschüttet werden, müsste auf einen ETF ausweichen, der an den MSCI Switzerland gekoppelt ist.
Das heikle Emittentenrisiko kann ausgeschlossen werden
Positiv bei diesem neuen ETP ist aus meiner Sicht über die Indexkoppelung hinaus, dass das Produkt pfandgesichert ist. Bei solchen Instrumenten trägt man üblicherweise neben dem eigentlichen Anlagerisiko, dem Sie auch hier voll ausgesetzt sind, auch ein Emittentenrisiko, das man nie unterschätzen sollte. Wenn eine Emittentin zusammenbricht, verliert man unter Umständen sein investiertes Geld. Bei diesem pfandsicheren ETP hinterlegt die Emittentin Leonteq im gleichen Betrag ein Pfand in Form von Wertschriften, das von je einer SIX-Tochter verwahrt und kontrolliert wird. Damit kann das heikle Emittentenrisiko ausgeschlossen werden.
All dies gibt es aber nicht gratis und ist mit ein Grund, dass dieser ETP teurer ist als viele Exchange Traded Funds (ETFs), die etwa an den SMI, den SPI oder den SLI gekoppelt sind. Zum Vergleich: ETFs auf den SMI weisen jährliche Gebühren von 0,2 bis 0,35 Prozent auf, ETFs auf den SPI solche von 0,1 bis 0,4 Prozent und ETFs auf den SLI solche von 0,2 bis 0,5 Prozent jährlich.
Wer keinen Wert darauf legt, dass die Dividenden reinvestiert werden, sondern die Ausschüttung vorzieht, kann aus meiner Sicht günstige ETFs auf den SMI, SPI oder SLI vorziehen und allenfalls mit einem ETF ergänzen, der den SPI Mid Cap abdeckt, wie ihn die UBS für 0,25 Prozent pro Jahr anbietet. Wer indes eine Wiederanlage der Dividenden und eine möglichst breit diversifizierte Gewichtung wünscht, hat mit dem neuen ETP der FuW eine interessante Alternative, muss sich aber bewusst sein, dass die im Vergleich zu klassischen ETFs erhöhten Gebühren seine jährliche Rendite schmälert. Immerhin hat man dafür dank der Pfandbesicherung nicht auch noch ein Emittentenrisiko.
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