Unbekannter Zürcher KunstschatzDiese Frau hat Zeichen gesetzt
Warja Lavater hat die UBS verschlüsselt, das Logo der Wasserwerke erschaffen und «Tell» in Punkten nacherzählt. Nun macht eine Schau ihre unbändige Kreativität öffentlich.

Irgendwann, der Rundgang ist eigentlich beendet, kehre ich nochmals zurück zu diesem Bildschirm, es laufen Interviewausschnitte in Endlosschleife. Da mein Primärinteresse Warja Lavaters Werk galt, liess ich den kleinen TV zuerst links liegen. Doch nun, zum Schluss, obsiegt die Neugier. Also setze ich den Kopfhörer auf – und vernehme Gottfried Honegger, der im Plauderton erzählt, wie es seine spätere Gattin Warja gewesen sei, die ihn, den Proletariersohn und Schaufensterdekorateur, in die Hochkultur eingeführt habe.
Keine einfach Schulung: Im Chopin-Konzert habe er ob der Theatralik des Pianisten beim «Regentropfen-Prélude» einen Lachanfall bekommen, gesteht der preisgekrönte Grossmeister der konkreten Kunst im Video. Doch das ist gar nicht der Punkt. Vielmehr rätsle ich, wie es passieren konnte, dass ich Honegger selbst nach seinem Ableben 2016 wieder und wieder begegnet bin – derweil ich den Namen Warja Lavater bis zu diesem Ausstellungsbesuch in der Zentralbibliothek (ZB) noch nie gehört hatte.