Diese Kunst ist Amerika zu heftig
Erstmals zeigt ein US-Museum eine Ausstellung ausschliesslich mit homosexuellen Künstlern – von Warhol bis Leibovitz. Konservative Kräfte sind in Rage, ein Werk wurde zensiert. Wir bieten einen Einblick.
Dass in den USA die homosexuellen Künstler erst jetzt erstmals in einer grossen Gruppenausstellung gewürdigt werden, mag erstaunen, noch erstaunlicher ist, dass dies heute noch immer mit Problemen behaftet ist. Ein Video des 1992 an Aids verstorbenen Künstlers David Wojnarowicz (Nr. 2 in der Bildstrecke oben) wurde nach heftigen Protesten entfernt, Politiker fordern eine Überprüfung der Museumsstiftung.
15 Jahre habe er an der Ausstellung gearbeitet, sagt der Kurator Jonathan Katz in der britischen Zeitung «Guardian». Dabei sei er auf zahlreiche Hindernisse gestossen. Viele Leihgeber wollten ihm ihre Werke nicht anvertrauen, da sie sie nicht mit Homosexualität in Verbindung gebracht sehen wollten. «Die Leihgeber, Sammler und Museen hatten Angst, dadurch würden ihre Bilder an Wert verlieren», sagt Katz. So sind in der Ausstellung in Washington D.C keine grösseren Werke von Robert Rauschenberg ausgestellt, von Cy Twombly gar keines. Welche Museen haben alle Leihgaben verweigert? «Viele», so der Kurator im «Guardian», «sie baten mich allerdings, dies nicht öffentlich zu machen.»
Wenig Anlass für Empörung
In den USA war bisher Tabu, gewisse bekannte Künstler mit ihrer sexuellen Ausrichtung in Verbindung zu bringen. Das gilt insbesondere für Jasper Johns und Robert Rauschenberg – obwohl die beiden in den 1950er-Jahren während acht Jahren ein Paar waren. Ihr Verhältnis war zwar kein Geheimnis, wurde aber immer wieder abgesprochen, auch von den Künstlern.
Dass die sexuelle Ausrichtung dieser Künstler bisher kein Thema war, kann man auch positiv sehen: Es war in der Rezeption ihrer Werke bisher schlicht egal, ob sie schwul waren oder nicht. Für die Ausstellungsmacher ist dies allerdings nicht Ausdruck von Toleranz, sondern von einem verkrampften Umgang mit dem Thema.
Bei den meisten Werken in der Ausstellung in der Smithsonian's National Portrait Gallery ist auf den ersten Blick die sexuelle Ausrichtung des Künstlers oder der Künstlerin nicht ersichtlich. Klar: Viele abgebildete Frauen tragen maskuline Kleidung, ein Künstler wie Robert Mapplethorpe beschäftigt sich in seinem Werk gerne und intensiv mit dem männlichen Körper. Anlass zu Empörung gibt es kaum. Doch vielleicht ist es für gewisse Leute schon Provokation genug, wenn man ihnen vorhält, dass die Urheber einiger ikonenhafter Bilder, die das Selbstverständnis der USA massgeblich mitgeprägt haben, schwul waren.
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