«Dieser Anschlag ist 9/11 Pakistans»
In der pakistanischen Hauptstadt Islamabad hat ein Selbstmordattentäter einen mit Sprengstoff geladenen Lastwagen vor dem Hotel Marriott zur Explosion gebracht, Dutzende Menschen starben.
Nach unterschiedlichen Angaben wurden zwischen 40 und 60 Menschen getötet und über 250 verletzt. Nach pakistanischen Angaben sind unter den Verletzten in den Krankenhäusern auch vier Briten, vier Deutsche und je ein Bürger aus den USA, Dänemark, Saudiarabien, Marokko, Libyen, dem Libanon und Afghanistan. Der saudiarabische Botschafter erklärte, mehrere Mitarbeiter der Fluggesellschaft würden noch vermisst. Unter den Trümmern werden noch viele weitere Tote vermutet.
Gegen Präsident Zardari gerichtet?
Dieser Anschlag sei der 11. September Pakistans, erklärte Justizminister Farooq Naek. Der Anschlag ereignete sich auch in der Nähe des Hauses von Ministerpräsident Yousuf Raza Gilani, wo sich gerade Politiker zu einem Essen zu Ehren von Staatspräsident Asif Ali Zardari eingefunden hatten. Dieser hatte wenige Stunden zuvor seine erste Rede nach seiner Wahl vor dem Parlament gehalten. Gilani und Zardari verurteilten den Anschlag.
«Das ist Terror und wir müssen ihn gemeinsam als Nation bekämpfen», sagte Innenminister Rehman Malik beim Besuch eines Krankenhauses. Wer hinter dem Anschlag stecke, sei noch nicht klar. Es habe aber Geheimdienstinformationen gegeben, dass Extremisten etwas zur Rede von Zardari planten. Die Sicherheitsvorkehrungen seien deshalb auch verschärft worden.
Drei Meter tiefer Krater
Die gewaltige Detonation riss ein etwa zehn Meter tiefes Loch in die Strasse vor dem Hauptgebäude. Aus den Fenstern schlagen Flammen, das Hotel droht einzustürzen. In zahlreichen Zimmer brachen Brände aus. Auch Gebäude in der Nachbarschaft des Hotels wurden beschädigt. Die Detonation war so heftig, dass noch in einem Kilometer Entfernung Fensterscheiben zerbrachen.
Rettungswagen rasten zum Hotel, über dem Rauch aufstieg. Augenzeugen sagten, ein grosser Lastwagen habe gegen 20 Uhr Ortszeit (16 Uhr MESZ) den Metallzaun um das Hotelgelände gerammt. Die Restaurants im Inneren waren um diese Zeit voll besetzt.
«Es war ein grosser Knall»
Ein Wachmann berichtete, er habe einen Lastwagen gesehen, der plötzlich Feuer gefangen habe und dann explodiert sei. «Es war ein grosser Knall», sagte Mohammad Nasir. Polizeisprecher Asghar Raza Gardaizi erklärte, vermutlich sei eine Tonne Sprengstoff zur Explosion gebracht worden.
Zahlreiche Menschen flohen in Panik von dem schwer gesicherten Hotelgelände, das besonders bei Ausländern in der pakistanischen Hauptstadt beliebt ist. Unter den Verletzten sind offiziellen Angaben zufolge mindestens zehn Ausländer.
Immer wieder Ziel von Anschlägen
Das stark gesicherte Hotel mit 290 Zimmern gehört zu den grössten in Islamabad. In dem Hotel trafen sich Politiker, Geschäftsleute und Journalisten. Während des Krieges gegen die Taliban im benachbarten Afghanistan 2002 diente das Marriott faktisch als Sitz der internationalen Medien.
Das Marriott-Hotel war in der Vergangenheit mehrfach Ziel von Anschlägen. So hatte im Januar 2007 ein Wachmann einen Selbstmordattentäter vor dem Hotel gestoppt. Dieser zündete seinen Sprengsatz und tötete den Wachmann. Sieben weitere Menschen wurden verletzt.
Zardari, der Witwer der ermordeten Oppositionsführerin Benazir Bhutto, war vor zwei Wochen von den beiden Kammern des Parlaments und den vier Provinzversammlungen zum neuen Präsidenten gewählt worden. Seine Pakistanische Volkspartei (PPP) ist seit den Wahlen vom vergangenen Februar stärkste politische Kraft im Parlament.
Pakistan droht ins Chaos abzustürzen
Der schwere Anschlag vom Samstag droht das Land weiter ins Chaos zu stürzen, das unter innenpolitischer Instabilität und eine Welle von Anschlägen islamistischer Aufständischer leidet. Erst vor zehn Tagen waren bei einem Anschlag auf eine Moschee im Nordwesten Pakistans 20 Menschen getötet worden.
In den vergangenen zwölf Monaten kamen fast 1200 Menschen bei Anschlägen ums Leben. Die fundamentalistischen Rebellen finden im von den Behörden nicht kontrollierten Nordwesten des Landes Unterschlupf und werden dort auch von US-Truppen angegriffen, die in Afghanistan stationiert sind. Diese Einsätze wurden von Zardari am Samstag erneut scharf zurückgewiesen.
sda/ap/cpm
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch