
Auf dieses Resultat haben alle gehofft, aber keiner hätte darauf gewettet. Rund zwei Drittel der Franzosen wählen den deklarierten Pro-Europäer Emmanuel Macron zum neuen Präsidenten. Und das, obwohl er keinen etablierten Parteiapparat hinter sich hat. Nach Donald Trump und dem Brexit ist dies ein bemerkenswertes Resultat. Die Schweiz und Europa können aufatmen, alles bleibt stabil und berechenbar.
Natürlich, vor 15 Jahren hat Jacques Chirac Jean-Marie Le Pen mit 82 Prozent der Stimmen geschlagen, aber Vater Le Pen war xenophob und ein erklärter Rassist, was seine Tochter Marine Le Pen nicht ist. Auch dass Macron in den nun folgenden Parlamentswahlen mit seiner Bewegung En Marche kaum eine absolute Mehrheit erreicht, ist kein Nachteil. Wenn er wirklich Reformen durchsetzen will, dann braucht er Koalitionen. Eine einfache Mehrheit bringt ihm nichts. Das mussten seine Vorgänger François Hollande und Nicolas Sarkozy erfahren. Beide haben trotz klaren Mehrheitsverhältnissen gar nichts erreicht. Zu streikerprobt sind die französischen Gewerkschaften, gegen ihren Willen lässt sich nichts verändern. Wenn den Linken die Politik des Präsidenten nicht passt, steht die Metro in Paris still; will die Rechte nicht mitmachen, blockieren die Lastwagen die Autobahnen.
Marine Le Pen wird nicht ruhen
Genau diese Mechanismen muss Macron durchbrechen, wenn er ein erfolgreicher Präsident werden will, denn Frankreich muss Erfolg haben. Die Arbeitslosigkeit ist viel zu hoch. In den Vorstädten hat die Hälfte der Jugendlichen keinen Job, manche Familien leben seit Generationen von der Sozialhilfe. Vereinzelte radikalisieren sich, zünden Autos an, werden zu Terroristen.
Wie man den Kreislauf durchbrechen kann, hat Gerhard Schröder in Deutschland gezeigt: weniger Sozialleistungen mit der Giesskanne, dafür echte Anreize, Arbeitsplätze zu schaffen. Das haben in Frankreich schon viele versprochen, doch keiner hat es durchgesetzt.
Diesmal muss es gelingen. Dass ein Drittel der Wähler für Marine Le Pen gestimmt hat, ist die letzte Warnung. Le Pen wird nicht ruhen. Misslingt Macrons Reformprojekt, wird sie in fünf Jahren die Mehrheit holen.
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Dieser Präsident muss Erfolg haben
Macron muss die Gewerkschaften und die Arbeitslosenrate in den Griff kriegen. Sonst wird Le Pen in fünf Jahren die Mehrheit holen.