Dieser Russe wird für Trump zum Problem
Ist er ein Spion? Moskaus Botschafter in Washington rückt ins Zentrum der Affäre um Kontakte zwischen Trumps Wahlkampfteam und dem Kreml.

Schon zwei enge Vertraute von Donald Trump sind in arge Schwierigkeiten geraten, weil sie sich mit Sergei Kisljak getroffen haben: der ehemalige Sicherheitsberater Michael Flynn und nun auch US-Justizminister Jeff Sessions. Auf den ersten Blick scheint das kein Problem zu sein, denn Kisljak ist Russlands Botschafter in Washington. Doch die Affäre um Kontakte zwischen Trumps Team und dem Kreml während des US-Wahlkampfs rücken ihn ins Zentrum einer politischen Affäre.
Kisljaks Beziehung mit Trumps ehemaligem Sicherheitsberater Michael Flynn führte vergangenen Monat zu dessen Entlassung. Flynn war wegen Falschbehauptungen über Telefonate mit dem russischen Botschafter unter Druck zurückgetreten. Er soll mit ihm noch vor dem Amtsantritt der neuen Regierung und damit ohne Befugnis über die US-Sanktionen gegen Moskau gesprochen haben.

Demokratische Abgeordnete fordern jetzt auch die Entlassung von Jeff Sessions. Der US-Justizminister gab in seiner Senatsanhörung unter Eid an, dass er keine Kontakte zu Russland hatte. Dabei sprach er 2016 zweimal mit Kisljak. Sie seien einmal bei einem Bürobesuch aufeinandergetroffen, als Sessions seiner Funktion als Mitglied des Verteidigungsausschusses im Senat nachgekommen sei, sagte das Justizministerium. Beim zweiten Treffen nach einer Rede in der Washingtoner Denkfabrik Heritage Foundation seien auch andere Botschafter anwesend gewesen.
«Kisljak hat sich in den USA ein einflussreiches Netzwerk aufgebaut.»
Laut der «New York Times» hat Kisljak seit Jahrzehnten mit amerikanischen Funktionären zu tun und ist seit neun Jahren eine feste Grösse im Washingtoner Politbetrieb. Der Berufsdiplomat arbeitete am Ende der Sowjetära, von 1985 bis 1989, schon einmal für die russische Vertretung in der US-Hauptstadt. Später kehrte er nach Moskau zurück und war während fünf Jahren Vize-Aussenminister. Zum Botschafter in Washington wurde er 2008 ernannt.
Seither hat sich Kisljak ein einflussreiches Netzwerk aufgebaut, was er auch selbst gerne zugibt. «Ich arbeite schon so lange in den Vereinigten Staaten und kenne fast jeden», sagte er im vergangenen November bei einer Rede an der Stanford-Universität. Seine Treffen mit US-Funktionären verteidigte er als «normale diplomatische Arbeit».
Im April 2016 sass Kisljak bei einer Rede des damaligen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump über Aussenpolitik im Mayflower-Hotel in Washington in der vordersten Reihe. Zudem traf er sich während der Übergangsphase von der alten zur neuen US-Regierung, also noch vor Trumps Amtseinführung, mit dessen Schwiegersohn und Berater Jared Kushner.
«US-Geheimdienste halten Kisljak für einen von Russlands wichtigsten Spionen in Washington.»
Ein Bericht von CNN sorgte gestern für Aufsehen: US-Geheimdienste würden Kisljak für einen von Russlands wichtigsten Spionen und Anwerber für Spione in Washington halten, sagte der Nachrichtensender. Er bezog sich dabei auf Aussagen von aktuellen und ehemaligen US-Geheimdienstmitarbeitern.
Russland reagierte empört. Maria Zacharow, die Mediensprecherin des russischen Aussenministeriums, bezeichnete den Bericht als «beschämend» und als «Versuch einer totalen Fehlinformation». Von einem CNN-Reporter auf die Vorwürfe angesprochen, sagte sie vor laufender Kamera: «Hören Sie auf, Lügen zu verbreiten.»
«Wir haben vonseiten der US-Nachrichtendienste gar nie etwas gehört, was unseren Botschafter betrifft», sagte Kreml-Sprecher Dmitry Peskow. Laut der «New York Times» verfolgen die Geheimdienste Kisljaks Bewegungen allerdings sehr genau und zapfen sogar sein Telefon an.
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