Mark Zuckerberg lässt viele Fragen unbeantwortet
Facebook geht an die Wallstreet. Mit dem ersten Schritt, der Vorlage konkreter Geschäftszahlen am Mittwoch, hat der bisher grösste Börsengang eines Internet-Unternehmens begonnen.
Einen Termin für den eigentlichen Gang aufs Parkett gibt es noch nicht. Experten rechnen damit für Mai oder Juni. Das Volumen des Börsengangs liegt bei zunächst 5 Milliarden Dollar und damit nur halb so hoch wie ursprünglich erwartet.
Allerdings kann sich diese Summe noch erhöhen. Es ist üblich, dass Firmen tiefstapeln, dann die Reaktion der Investoren abwarten und – falls genügend Nachfrage besteht – später den Preis erhöhen.
Gewinn von 1 Milliarde Dollar
Wie der Börsenprospekt weiter verrät, wächst Facebook rasant und verdient auch Geld, vor allem mit Werbeeinnahmen: Im vergangenen Jahr blieben unterm Strich 1 Milliarde Dollar übrig, 2010 waren es 606 Millionen Dollar, 2009 erst 229 Millionen Dollar. Der Umsatz lag zuletzt bei 3,7 Milliarden Dollar, ein Plus von 88 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Facebook hat 845 Millionen aktive Nutzer.
Viele Investoren stellen sich aber die Frage, ob diese Zahlen die erwartete Firmenbewertung von 75 bis 100 Milliarden Dollar rechtfertigen. Facebook selbst lässt in dem Börsenprospekt noch keine Rückschlüsse zu, welchen Wert das Management dem Unternehmen zumisst. Weder wird die Anzahl der auszugebenden Aktien publiziert, noch der Preis für das einzelne Papier.
Die Lücke im Prospekt
Bis zum eigentlichen Börsengang wird Facebook die Informationen noch nachreichen. Dann wird auch feststehen, von wie vielen Anteilen sich Gründer Mark Zuckerberg selbst trennt. Noch klafft an dieser Stelle im Prospekt eine Lücke.
Zuckerberg hält laut den Angaben einen Anteil von gut 28 Prozent. Das gesamte Management kommt auf 70 Prozent, der Rest liegt bei Finanzinvestoren. Allerdings haben nicht alle Aktien auch das gleiche Stimmrecht – und der Besitzer damit den gleichen Einfluss auf die Geschicke des Unternehmens.
Milliardenschwere Kaufangebote ausgeschlagen
Zuckerberg selbst hält Aktien der Klasse B mit zehn Stimmen, während Anleger beim Börsengang A-Aktien mit nur einer Stimme erhalten werden. Damit hat Zuckerberg auch künftig das Sagen bei seinem Baby Facebook. Weil andere Anteilseigner ihm ihre Stimmen übertragen haben, kommt Zuckerberg momentan sogar auf 57 Prozent aller Stimmrechte.
Zuckerberg wollte die Kontrolle über sein Unternehmen lange gar nicht aus der Hand geben. Statt eines Börsengangs sammelte er in mehreren nicht öffentlichen Finanzierungsrunden Geld von grossen Investoren ein. Mehrfach schlug er milliardenschwere Kaufangebote aus, zuletzt vom Internetriesen Google.
Zuckerberg schrieb in einem Brief, der den Antrag begleitet: «Facebook wurde ursprünglich nicht gegründet, um ein Unternehmen zu sein. Es wurde aufgebaut, um eine soziale Mission zu erfüllen – die Welt offener und vernetzter zu machen.» Der Gründer brachte es auf eine einfache Formel: «Wir entwickeln keine Dienste, um Geld zu machen; wir verdienen Geld, um bessere Dienste zu entwickeln.»
Kritik wegen Datenschutz
Facebook war allerdings zuletzt immer wieder wegen Bedenken um den Datenschutz in die Kritik geraten. So erregte die neue Facebook-Chronik (Timeline) Anstoss. Bei dieser Funktion werden alle Informationen angezeigt, die man je bei Facebook eingestellt hat.
Facebook würde selbst mit den genannten 5 Milliarden Dollar den grössten Internet-Börsengang aller Zeiten hinlegen. Zum Vergleich: Suchmaschinenprimus Google kam im Jahr 2004 auf Einnahmen von 1,7 Milliarden Dollar.
Apple-Konzern ist 425 Milliarden Dollar wert
Zusammen mit den Aktien, die bei den Alteigentümern verblieben, lag die Gesamtbewertung damals bei 23 Milliarden Dollar. Bis heute sind daraus 189 Milliarden Dollar geworden.
Zum Vergleich: Apple, das aktuell teuerste Unternehmen, ist an der Börse gut 425 Milliarden Dollar wert. Allein im abgelaufenen Quartal verdiente Apple 13,1 Milliarden Dollar bei 46,3 Milliarden Dollar Umsatz.
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