Neue Serie «Obi-Wan Kenobi»Disney schliesst die Lücke in der «Star Wars»-Saga
Er lebt: In der gelungenen Miniserie «Obi-Wan Kenobi» gibt es ein Wiedersehen mit dem grossen Jedi-Meister – und kleinen «Star Wars»-Helden.

Natürlich ist der Mann restlos überqualifiziert für seinen Job: Obi-Wan Kenobi, man erkennt ihn sofort, weil Ewan McGregor ihn wieder spielt, filetiert zusammen mit anderen Tagelöhnern das Fleisch eines riesigen Fischs, mitten in der Wüste von Tatooine. Dem Planeten, zu dem alle Geschichten im «Star Wars»-Universum irgendwann immer führen. Doch dass Kenobi hier vor sich hin schnippelt, ganz ohne Lichtschwert, ist aber nicht so paradox wie die Anwesenheit eines noch essbaren Riesenfischs in der Wüste.
Die neue Serie «Obi-Wan Kenobi» spielt auf dem «Star Wars»-Zeitstrahl zwischen Teil drei und Teil vier der Kinofilme in einer düsteren Phase für den galaktischen Ritterorden der Jedi: Das Imperium, die dunkle Seite der Macht, ist am Ruder. Die Jedi werden erbarmungslos verfolgt. Und dass sein früherer Jedi-Schüler Anakin noch lebt und als Darth Vader jetzt der dunklen Seite der Macht dient, das weiss Obi-Wan in seinem Einöd-Exil noch nicht einmal.
Es muss jemand gerettet werden
Aber natürlich dauert es nur bis zum Ende der ersten Folge, bis er sein Lichtschwert aus dem Wüstensand buddelt, sein treues Rüsseldromedar zurücklässt und in ein Raumschiff steigt. Es muss nämlich jemand gerettet werden.
Die sechsteilige Miniserie schliesst die Lücke, die im «Star Wars»-Kanon zwischen den Prequels und der Original-Trilogie klafft. Zwischen der Geburt der Zwillinge Luke und Leia in «Die Rache der Sith» und dem Auftritt der beiden als jungen Helden der Galaxis in «Krieg der Sterne». Dass sich die weitere Erzählung überhaupt nur in die Nähe der Teile eins bis drei wagen würde, jener drei Kinofilme, die George Lucas von 1999 an selbst verantwortet hat, war lange unwahrscheinlich.
Sie galten Fans als Tiefpunkt des Franchise: zu viele Effekte, zu wenig «Star Wars»-Seele und, vor allem: Jar Jar Binks.

In den letzten Jahren hat sich das ein wenig geändert. Wer jung war, als die Prequels im Kino waren, blickt heute mit nostalgischem Wohlgefallen auf sie zurück – zum Beispiel auf die Liebesgeschichte zwischen Anakin und Padmé Amidala. Dass Disney daran nun anknüpft, ist für Millionen jüngerer «Star Wars»-Verehrer deshalb nun doch das, was man «Fan Service» nennt.
Obi-Wan kauft der kleinen Leia immerhin ein süsses grünes Cape.
Der beginnt so richtig, als klar wird, warum Obi-Wan sich nun gerade auf Tatooine vor den Jedi-Jägern versteckt. Ab und zu guckt er nämlich heimlich aus der Ferne beim kleinen Luke Skywalker vorbei, auf den aufzupassen er in «Die Rache der Sith» versprochen hatte. Dass er von Tatooine aufbricht und die Action beginnt, liegt wiederum an dessen Schwester Leia: Die Zehnjährige mit der Zahnlücke, der das Prinzessinnenleben auf Alderaan zu langweilig ist, wurde entführt. Obi-Wan soll sie retten.
Zwischen den beiden entsteht, so viel ist am Ende der zwei bisher veröffentlichten Folgen klar, die klassische, aber hier mal wieder sehr schön anzusehende Dynamik vom grummeligen Mann, dem ein frühreifes Kind das Herz erweicht. Darin ist «Obi-Wan Kenobi» der grossartigen Vorgänger-Serie «The Mandalorian» sehr ähnlich.
Und auch wenn es hier wohl kein Baby Yoda geben wird: Obi-Wan kauft der kleinen Leia immerhin ein süsses grünes Cape.
«Obi-Wan Kenobi» läuft in sechs Folgen auf Disney+.
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