Donald Trumps Stab leckt offenbar wie ein Sieb
Gleich mehrere US-Medien berichten von Machtkämpfen in Trumps Team. Die Indiskretionen gefährden Trumps Präsidentschaft.

Noch ist die Trump-Präsidentschaft keine Woche alt, die Mitarbeiter des neuen Herren im Weissen Haus aber stecken US-Medien bereits allerhand Süffiges über den Chef – und desavouieren ihn damit. Zuerst startete die «New York Times» die Serie der Insiderberichte mit einem Stück über Trumps «holpriges» erstes Wochenende. Danach berichtete die «Washington Post» über Machtkämpfe und Intrigen während Trumps ersten zwei Amtstagen. Und nebenbei meldete das Webportal «Politico» gar Details über Trumps geistige Verfassung.
Unter Berufung auf eine anonyme, jedoch dem Präsidenten nahestehende Quelle war bei «Politico» zu lesen, Trumps Mitarbeiter versuchten «seine schlimmsten Impulse» ebenso zu kontrollieren wie Informationen, die den Präsidenten «womöglich in Wut versetzen». Ausserdem langweile sich Trump schnell und schaue deshalb zu viel TV.
Mangel an Loyalität
Aus den Berichten kann vor allem eines herausgelesen werden: Nämlich ein erstaunlicher Mangel an Loyalität bei Trumps Untergebenen. Er mag ein Ausdruck interner Machtkämpfe sein, entschuldbar aber ist er nicht. Zumal die Weitergabe solcher Interna zu Beginn einer neuen Administration beispiellos ist: Nicht einmal in Ronald Reagans oft widerstreitender Umgebung wurde derart geleckt wie in Trumps ersten Amtstagen.
Die Ära Trump beginnt: Bilder der Vereidigungsfeier und Proteste.
So informiert die «New York Times» mithilfe anonymer Quellen aus Trumps nächster Umgebung über die Befindlichkeit eines Präsidenten, dessen Wut über angebliche Presselügen über die Zahl der Besucher bei seiner Einschwörung schon am vergangenen Freitag spürbar war und sich am Samstag zur Rage auswuchs. «Als er am Samstag nach seiner ersten Nacht im Weissen Haus aufwachte, war alle Freude verflogen und fühlte sich der neue Präsident schon wieder verletzt, berichteten mehrere ihm nahestehende Personen», beschreibt die «New York Times» Trumps Zustand.
Nicht nur verwundert, dass «nahestehende Personen» Trumps Ausbrüche derart unverblümt an die Zeitung weiterreichten. Es erstaunt zudem, dass sie offenbar bereit waren, an einem Besorgnis erregenden Bild des neuen Präsidenten mitzumalen.
Reizbarer Trump
Noch dicker kam es in der «Washington Post»: Kaum sei Trump am Samstag von einer religiösen Andacht ins Weisse Haus zurückgekehrt, seien ihm die Sicherungen durchgebrannt: «Während sein Pressesprecher Sean Spicer in seinem neuen Büro noch Kartons auspackte, wurde Trump zunehmend und sichtbar wütend», beschreibt das Blatt die Reaktion des Präsidenten auf die Kontroverse über die Zahl der Besucher bei seiner Amtseinführung.
Unter Berufung auf namentlich nicht genannte Quellen entwirft die «Washington Post» ein Szenario einer chaotischen Administration mit einem tief verunsicherten und extrem reizbaren Präsidenten an der Spitze sowie Mitarbeitern, die diesen Präsidenten durch Lecks hintergehen. Und im Zentrum des Aufruhrs, so die «Washington Post», befinde sich «wie immer Trump selber, dessen Aufstieg zum Präsidenten seine akute Empfindlichkeit für Kritik nur noch zu verstärken scheint».
Gestützt auf das Insiderwissen entsteht so nach wenigen Amtstagen das Porträt eines reizbaren und dünnhäutigen Chefs, den seine Untergebenen vor seiner gefährlichen Impulsivität und Verletzlichkeit bewahren müssen. Trump sei wütend auf die Medien, weil sie «die Grösse seines Erfolgs» nicht anerkennen wollten, und es demoralisiere den Präsidenten, «dass die öffentliche Wahrnehmung seiner Präsidentschaft bislang von seinem eigenen Gefühl für seine Leistung abweicht», heisst es in der «Washington Post».
Er muss seinem Stab vertrauen können
Die anonyme Weitergabe derartiger Interna ist besonders erstaunlich, weil sie Beschreibungen schon jetzt ausbrechender Machtkämpfe in Trumps nächster Umgebung enthalten. Mehreren Medienberichten zufolge knistert es bereits in der Anfangsphase im Team des neuen Präsidenten: Vor allem sein Schwiegersohn Jared Kushner, der zusammen mit den Beratern Steve Bannon, Kellyanne Conway und Stabschef Reince Priebus den Kern bildet, gehe mit scharfen Ellbogen zur Sache beim Kompetenzgerangel innerhalb der Administration.
Wiederum unter Berufung auf ungenannte Informanten berichtet die «Washington Post», Trumps «loyalste Wahlkampfmitarbeiter» seien «alarmiert», weil Kushner sich als Trumps Consigliere aufspiele und vor dessen Amtsantritt versucht habe, Kellyanne Conways Rolle zu beschneiden. Derlei Offenbarungen aus den Tiefen der neuen Administration sind politisch schon deshalb explosiv, weil sie Donald Trump das Regieren erschweren.
Wenn der Präsident eine Chance auf politischen Erfolg haben möchte, muss er auf einen Stab bauen können, der das ihm entgegengebrachte Vertrauen nicht missbraucht. Ansonsten gedeiht die Trump-Präsidentschaft zu einem Zirkus, dessen Direktor kaum imstande sein dürfte, die Vorgänge in der Manege zu kontrollieren.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch