Doris Leuthard: «Keine Hinweise für eine Rezession»
Die Wirtschaftsministerin rechnet weiter mit einem deutlichen Wachstum. Dennoch lässt sich der Bundesrat heute über die Folgen der Krise informieren.
«Wir gehen davon aus, dass wir die Entwicklung in den USA jeden Fall spüren werden und sich die Wachstumskurve der Schweizer Wirtschaft abflachen wird», erklärt Doris Leuthard gegenüber Redaktion Tamedia. Die Chefin des Wirtschaftsdepartements rechnet aber weiterhin mit 1,3 Prozent Wachstum im kommenden Jahr. «Derzeit sind nach wie vor keine konkreten Hinweise auf eine Rezession sichtbar». Durch die Verschärfung der Finanzkrise seien die Risiken aber grösser geworden.
Damit widerspricht die Bundesrätin den düsteren Prognosen der Konjunkutforschungsstelle der ETH. Sie prognostizierte Anfang Woche eine Rezession und und ein Wachstum von 0,3 Prozent für das kommende Jahr. Die CS rechnet mit 1 Prozent.
Wie ist es möglich, dass die Ökonomen zu derartigen unterschiedlichen Einschätzungen kommen? Die Finanzwelt steht Kopf und offensichtlich können auch die Schweizer Ökonomen die Situation nicht klar einschätzen. Dabei brennt es an allen Ecken. In Belgien, Deutschland Frankreich und Grossbritannien kippen Geldhäuser wie Dominosteine um. Die G7-Staaten wollen sich am Samstag zu einem Krisengipfel treffen. Grossbanken in Deutschland rechnen ausserdem mit einer Rezession.
Politiker sorgen sich mehr
Heute Abend will sich auch der Schweizer Bundesrat über die Finanzkrise informieren lassen. Wieso sollte das Rezessionsrisiko in der Schweiz niedriger sein als in Europa, fragen sich viele Schweizer. «Erstens haben wir eine sehr breite, diversifizierte Wirtschaft», sagt Leuthard. «Zweitens haben wir in den letzten Jahren unser aussenwirtschaftspolitisches Netzwerk immer enger geknüpft und dabei vor allem Märkte in Asien erschlossen.» Sie höre von vielen Unternehmern, dass diese volle Auftragsbücher haben, erzählt die Wirtschaftsministerin.
Von einer Rezession könne erst gesprochen werden, wenn das Wachstum des Bruttoinlandproduktes über zwei Quartale hinweg im Minus steht und die Arbeitslosigkeit massiv ansteigt. «Davon gehen derzeit jedoch nicht einmal jene aus, die eine starke Verlangsamung des Wachstums prognostizieren», sagt Leuthard. Sie rechnet für 2008 mit einer Arbeitslosenquote von 2,5 Prozent. «Für 2009 sehen wir eine leichte Erhöhung auf 2,7 Prozent.» «Wir sind besorgt», sagt dagegen SP-Präsident Christian Levrat. Die SP hat darum heute in aller Frühe eine ausserordentliche Fraktionssitzung einberufen. «Wir wollen unseren politischen Handlungsspielraum ausloten», erklärt er. «Die Anleger sind verunsichert», sagt auch CVP-Wirtschaftspolitiker Pirmin Bischof. Um das Vertrauen in die Schweizer Banken zu festigen, müssen die Bankkundinnen und -kunden im Konkursfall besser geschützt werden» sagt er. Er fordert einen besseren Einlegerschutz.
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