Dort, wo es wehtut
Wann kippt eine Ehe? Diese Frage stellt sich der neue Schweizer Film «Vakuum».

Ihr gutbürgerliches Leben schnurrt unaufgeregt vor sich hin. Meredith (Barbara Auer) und André (Robert Hunger-Bühler) könnten zufriedene, rüstige Mittsechziger sein, wohnhaft in einer Villa mit auffällig grossen Fenstern. Doch dann erfährt Meredith nach einer Blutspende, dass sie HIV-positiv sei. Und es kann nur einer sein, der sie angesteckt hat – ihr Mann, der Architekt, der ins Puff geht, wie sie nach einigen Verfolgungsaktionen herausfindet.
«Vakuum» ist ein Film von und an den Schnittstellen, er geht dahin, wo es wehtut. André ist der Verursacher, der sich erklären sollte, Meredith die Ratlose, die sich windet und schämt («Warum ich?», fragt sie den Arzt). Und beide sehnen sie sich nach ihrem alten Leben zurück, wissen aber auch, dass dies unmöglich ist. Wie also weiter? Und was sollen die Kinder und Enkel denken?
Die Schweizer Regisseurin Christine Repond ist eine Spezialistin für vertrackte Situationen. Sie lässt das Unheimliche aus dem Alltäglichen kriechen, zäh wie Molasse. In «Silberwald» (2011) war das ein Teenager aus einem Emmentaler Töfflitreff, der als Sozialfall verspottet wurde und darauf bei Neonazis Perspektiven entdeckte. In «Vakuum» ist es die HIV-infizierte Frau, die nach Auswegen sucht, wo es im Grunde bloss ein Aushalten gibt.
Das ist ein schwerer Brocken, keine Frage, und Repond verlässt sich auf die schwelende Grundspannung zwischen den Figuren. Das gelingt, wirkt aber mitunter arg frostig, weil man weder Meredith noch André über den Weg traut, was ihre Ansichten und Gefühle betrifft. Sie sei die Liebe seines Lebens, sagt er, als die Feier zum 35-jährigen Hochzeitstag doch noch stattfindet. Ein wahres Wort oder ein Schrei nach Vergebung? Der Film verrät es uns nicht.
Kosmos Lagerstr. 104 13.45 Uhr, 18.30 Uhr (ausser sa), 20.40 Uhrwww.kosmos.ch
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