«Dreamliner-Hersteller verliert den Überblick»
Nach der neusten Panne einer Boeing 787 lässt der Luftfahrtexperte Jürgen Thorbeck Dampf ab. Airbus und Boeing würden Techniker entlassen, um Geld zu sparen. Damit spiele man mit Menschenleben.
Schon wieder eine Panne beim Dreamliner. Nun hat sich der Luftfahrtexperte Jürgen Thorbeck negativ über die Hersteller geäussert. «Mit Bedenken sehe ich die Entwicklung, dass Boeing und Airbus immer mehr Technik für das Flugzeug von anderen Firmen einkaufen», sagte der Professor für Luftfahrzeugbau und Leichtbau an der Technischen Universität Berlin der Nachrichtenagentur DAPD.
Die Hersteller verlieren ihm zufolge damit langsam den Überblick. «Sie wissen nicht mehr, wie die einzelnen Komponenten zusammenwirken.» Thorbeck hofft, dass dadurch keine Menschen gefährdet werden.
Das Geheimnis des Erfolgs
«Die Hersteller tun dies aus betriebswirtschaftlichem Kalkül. Sie schmeissen Techniker raus und sparen sich so Geld.» Diese Entwicklung falle auf das ganze System Luftfahrt zurück. Technische Probleme könnten nicht mehr so leicht behoben werden oder fielen vielleicht gar nicht mehr auf.
Lange Zeit sei es das Geheimnis des Erfolgs gewesen, dass sowohl die Hersteller als auch die Fluggesellschaften eigene Techniker für alle Systeme hatten. «Wenn dies nun immer mehr wegfällt, sehe ich eine Gefahr», sagte der Experte.
«Es bleibt immer ein Restrisiko»
Die Pannen beim Dreamliner kommen laut Thorbeck aus der Systemtechnik. Sie hätten nichts mit der speziellen Leichtbauweise des Flugzeugs zu tun. «Alle neuen Modelle haben ihre Kinderkrankheiten, die einfach aufgrund der komplexen Systeme entstehen.» Trotz vieler Flugstunden vor der Zulassung eines neuen Modells könnten nicht alle Probleme ausgeschlossen werden. Es gebe immer ein «Restrisiko für Fälle, die man nicht auf dem Radar hatte».
«Ein Erstkunde wie All Nippon Airways bekommt wegen der Kinderkrankheiten auch einen Rabatt.» Damit würden Flugausfälle kompensiert, sagte der Experte. Jeder Tag, an dem ein Flugzeug nicht fliegen kann, koste die Gesellschaft Hunderttausende Euro. Dazu komme noch der Imageschaden.
Nachdem zuletzt mehrere Pannen beim Dreamliner für Aufsehen gesorgt hatten, musste am Mittwoch eine von All Nippon Airways (ANA) betriebene Maschine wegen Batterieproblemen auf dem Flughafen im japanischen Takamatsu notlanden. Das Verkehrsministerium in Tokio stoppte daraufhin den Betrieb aller 24 Dreamliner von ANA und Japan Airlines (JAL). Sie werden überprüft.
dapd/wid
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