«Du hast niemanden, an den du dich wenden kannst»
Das FBI hat in einer grossen Razzia über 100 Kinder und Teenager aus dem Griff von Zuhältern befreit. Eines der Opfer ist Alex. Sie berichtet, wie sie in die Fänge der Kinderhändler geriet – und wie sie sich befreien konnte.
«Ich hatte sehr viel Glück», sagt Alex und lächelt. Mit diesen Worten beginnt die junge Frau ihre Geschichte. Sie berichtet, wie sie als Teenager in die Hände von Kinderhändlern geriet. Und wie sie eines Tages das FBI alarmierte.
Alex ist eine von über 100 Jugendlichen, welche die US-Ermittlungsbehörde in der bislang grössten Razzia im Kampf gegen Kinderprostitution in den USA aus dem Griff von Zuhältern befreit hat. Während der dreitägigen Operation Cross Country haben Fahnder in den USA 105 Opfer im Alter zwischen 13 und 17 Jahren in Sicherheit gebracht.
Mit 15 Jahren zog Alex wegen schwieriger Familienverhältnisse von zu Hause aus. Zunächst kam sie bei einer Freundin unter, später bei einer Tante. Als auch das nicht funktionierte landete sie auf der Strasse. Ihre einzige Kontaktperson war ihr Freund – der mit ihr als Zuhälter Geld verdienen wollte. «Ich musste lernen, dass die einzigen Menschen, die wirklich bereit sind, dich mit Nahrung, Kleidung und einem Dach über dem Kopf zu versorgen, deine Eltern sind», berichtet Alex auf der Website des FBI.
«Sie können dir alles nehmen, nur nicht dein Herz»
FBI-Agent Kurt Omberg erklärt in einer Pressemitteilung, dass den Kindern, die in die Fänge von Zuhältern geraten, häufig einer der Faktoren Familie, Nahrung oder Unterkunft fehlt. «Die Zuhälter kümmern sich zunächst um die primären Bedürfnisse der Kinder, um sie dann sexuell auszubeuten», sagt Omberg. «Die Kinder glauben, dass es niemand anderen gibt, der ihnen helfen kann.»
So ging es auch Alex, als sie sich mit 16 Jahren mitten in den Fängen eines Kinderhändlerrings befand. «Du hast niemanden, an den du dich wenden kannst», sagt sie. «Zuerst ist es beängstigend und dann wirst du einfach taub. Du tust so, als wärst du eine andere Person.» Niemand, den sie kannte, habe ihr geholfen. Nach zwei Jahren auf dem Kinderstrich, auf dem Tiefpunkt ihres Lebens angekommen, schaffte sie es selbst, das FBI zu alarmieren und sich damit zu retten. «Sie können dir alles nehmen, nur nicht dein Herz», erklärt sie ihr mutiges Handeln.
Im Rahmen der Operation Cross Country konnten ihre Peiniger festgenommen werden. «Ich bin eine der wenigen, die es geschafft haben», sagt Alex. «Wenn das FBI nicht eingegriffen hätte, wäre ich heute tot.» Während der dreitätigen Aktion durchsuchte das FBI unter anderem Casinos, Motels und Autobahnraststätten in 76 Städten der USA. Zudem durchforsteten die Ermittler einschlägige Websites. 159 Zuhälter konnten insgesamt festgenommen worden, sie seien teils allein handelnde Täter, teils Mitglieder organisierter Banden.
In zehn Jahren 2700 Opfer gerettet
Der Einsatz auf Bundes-, regionaler und örtlicher Ebene ist der jüngste einer vor zehn Jahren begonnenen FBI-Spezialermittlung zum Kampf gegen die Kinderprostitution. Bislang wurden dabei nach FBI-Angaben mehr als 2700 Opfer in Sicherheit gebracht und rund 1350 Täter verurteilt, zehn davon lebenslänglich.
Die heute 21-jährige Alex konnte ihr Leben verändern. Sie lernt für ihren Schulabschluss und möchte eines Tages jungen Menschen helfen, die sexuell missbraucht wurden. «Ich bin eine der wenigen, die davonkamen», sagt Alex. Die Arbeit des FBI ist noch lange nicht zu Ende: Die Ermittlungen dauern an, sagt auch FBI-Ermittler Ron Hosko. «Die jüngste Aktion ist eine Erinnerung daran, dass diese schrecklichen Verbrechen überall passieren können.»
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