Finale von «Keeping Up With the Kardashians»Geschminkt wie Dragqueens
Nach 270 Episoden wurde die allerletzte Episode der Realityshow ausgestrahlt. Doch die Schwestern werden nicht verschwinden: Die Welt ist längst mit ihren Klonen bevölkert.

Eigentlich war alles wie immer. Irgendwann tupfte sich Kris Jenner ein paar Tränchen von den künstlichen Wimpern und flötete schluchzend «I Love you so much».
Für die letzte Episode der Realityshow «Keeping Up With the Kardashians» (KUWK) war der Clan wie immer an einen schönen Ort gereist, Lake Tahoe diesmal. Dort sassen die Frauen an Tischen, geschminkt wie Dragqueens schoben sie sich mit klauenartigen manikürierten Händen Salatblätter zwischen die Beisserchen, fläzten sich in Trainingsanzügen vor dem Holzfeuerkamin und philosophierten über das Leben, die Show und ihre Beziehungen.

Tatsächlich war gar nichts wie immer, und Königin Kris hatte Grund zum Weinen. Es ist nämlich Schluss, aus, fertig. Nach 14 Jahren, 20 Staffeln und 270 Episoden Herzschmerz, Mode, Kosmetik und Business sagt das berühmteste Matriarchat der Welt Ade.
In dieser Zeit verwandelten sich die Kardashians vom Trash-Phänomen zum amerikanischen Pop-Adel, von Nobodys zu millionenschweren Superstars: Inklusive Hochzeiten und Scheidungen, Geschlechtsumwandlungen, Abstürzen, Kindern und Enkelkindern. Das alles geschah so beiläufig, als sei es das Normalste der Welt.
Deshalb war das Finale auch eine seltsame Veranstaltung. Es gab Feuerwerk und Spiele, die Familie erinnerte sich an allerlei Momente aus den vergangenen 14 Jahren – aber das nützte nichts. In KUWK war nichts wie im richtigen Leben, ausser die Tatsache, dass es immer weiterging.
Es fing nirgendwo richtig an und hörte nirgendwo richtig auf. Die Figuren entwickelten sich kaum oder nur sehr, sehr langsam. Belanglosigkeiten wurden zu Schicksalsdramen hochfrisiert, echte Katastrophen auf Alltagsniveau gedämpft: Kloes Verlobter wird im Crack-Koma in einem Bordell in Las Vegas gefunden? Shit happens. Kris und Kylie streiten sich um das grösste Büro im Kylie-Imperium? Egal, bald gibt es ein neues Problem. Oder gab es wenigstens bis gestern.
Eine Art Abschluss
Trotz der widrigen Umstände versuchte das Produktionsteam zu einer Art Abschluss einiger Storylines zu kommen. Werden Kourtney und Scott, die eine lange Geschichte und zwei Kinder haben, wieder zusammenfinden? Vielleicht. Wird Kloe zu Tristan nach Boston ziehen, wo der Vater ihrer Tochter für die NBA spielt? Er hatte sie öffentlich betrogen, sie sich darauf getrennt – doch sie scheint verzeihen zu können.

Und was ist mit Kim, die sich gerade von Kanye hat scheiden lassen und Anwältin werden will? Sie hat mit vierzig realisiert, dass sie einfach glücklich sein möchte. Und sie hat gerade zum zweiten Mal die Aufnahmeprüfung verhauen.
Verloren gehen werden uns die Schwestern aber trotz allem nicht. Jede hat ihr eigenes Imperium und ist über Social Media erreichbar, wie Untote werden sie uns weiter heimsuchen. Zudem haben sie mit ihrem immensen Einfluss auf die Beauty-Industrie dafür gesorgt, dass ein Grossteil der Welt heute von Kardashian-Klonen bevölkert wird. Kein Ende ohne Schrecken also. Sondern Schrecken ohne Ende.
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