«Egal, was er gemacht hat – ich hasse ihn nicht»
Die Eltern der getöteten Lucie Trezzini hoffen, dass Daniel H. lebenslang weggesperrt wird. Wenige Tage vor dem Prozess sprechen sie über das Leben seit der Tragödie vor drei Jahren und ihre Gefühle.

«Das ist, als ob es gestern gewesen wäre», sagt Nicole Trezzini, die Mutter des Au-pair-Mädchens, das am 4. März 2009 von Daniel H. umgebracht wurde. Dennoch versucht sie, vorwärts zu schauen. Lucie habe das Leben geliebt. Deshalb sei es die beste Hommage an ihre nur 16 Jahre alt gewordene Tochter, das Leben zu lieben und zu leben. «Und dann glaube ich, dass wir uns wiedersehen werden», sagt die 50-jährige Frau in Gesprächen mit der Westschweizer Zeitung «Le Matin» und dem «Blick». Nach dem Tod von Lucie haben die Trezzinis noch zwei Kinder, den 17-jährigen Bruno und die 22-jährige Elsa.
«Schreckliche Bilder kommen hoch»
Nicole Trezzini spürt die wachsende Anspannung vor dem Prozess, der am Dienstag und Mittwoch vor dem Bezirksgericht Baden stattfindet. Gemäss den Medienberichten gehen ihr viele Gedanken durch den Kopf. Dann sagt sie: «Ich weiss nicht, wie ich reagiere, wenn ich dem Mörder meiner Tochter Auge in Auge gegenüberstehe.» Dabei macht sie eine bemerkenswerte Aussage: «Egal, was er gemacht hat – er ist ein Mensch, ich hasse ihn nicht.»
Für die Familie Trezzini reisst der Prozess gegen den heute 28-jährigen Daniel H. eine Wunde auf, die in den letzten drei Jahren langsam verheilte. «Es ist der reinste Horror, die schrecklichen Bilder kommen alle wieder hoch», sagt Roland Trezzini, der 50-jährige Vater von Lucie. «Ich hoffe, dass er für immer weggesperrt wird, damit er nie mehr jemandem etwas Ähnliches antun kann.» Daniel H. sei krank und nicht therapierbar. «Was ist das für ein Mensch, der seelenruhig neben meiner toten Tochter schläft?»
Brief von Daniel H. ohne Entschuldigung und ohne Erklärung
Roland Trezzini zeigt sich befremdet, weil er und seine Frau einen nichtssagenden Brief des Täters erhalten hätten. Darin habe sich Daniel H. weder entschuldigt noch habe er erklärt, warum er Lucie getötet habe. «Ich werde im Gericht kein Wort mit ihm sprechen», sagte er dem «Blick». Die aus dem Kanton Freiburg stammenden Nicole und Roland Trezzini leben zwar seit ein paar Jahren getrennt, sie werden aber gemeinsam an der Gerichtsverhandlung teilnehmen.
Im Prozess gegen Daniel H. beantragt die Staatsanwaltschaft Baden eine lebenslange Freiheitsstrafe mit nachfolgender Verwahrung bis ans Lebensende. Gemäss den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wollte der vorbestrafte Gewalttäter Daniel H. mit der Tat eine Rückkehr ins Gefängnis erreichen. Wegen des grossen Interesses von Öffentlichkeit und Medien wird der Fall Lucie nicht am Bezirksgericht Baden verhandelt, sondern im Gemeindesaal in Untersiggenthal.
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