«Ein Auto, das bis zu meiner Pensionierung durchhält»
Der heute freigestellte ERZ-Chef Urs Pauli erklärt, warum er sich einen BMW für 130'000 Franken als Dienstwagen geleistet hat.

Der Vorwurf lautet auf ungetreue Geschäftsführung: ERZ-Direktor Urs Pauli soll Ende 2012 einen BMW M550d mit einem Listenpreis von rund 130'000 Franken als Dienstwagen angeschafft und sich die Genehmigung dazu gleich selbst ausgestellt haben.
Tiefbauvorsteher Filippo Leutenegger (FDP) hat am Montagmorgen in einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz informiert, dass die Stadt sich per sofort vom Chefbeamten trennt und Strafanzeige gegen ihn eingereicht hat. Bis Ende Jahr ist Pauli freigestellt, danach geht der 58-Jährige in den vorgezogenen Ruhestand.
«Ein Auto, das bis 2024 durchhält»
Nun verteidigt Pauli die Anschaffung: Er habe ein Auto kaufen wollen, das bis zu seiner Pensionierung 2024 durchhält. Der Preis habe auch nicht wie von Filippo Leutenegger behauptet 127'000 Franken, sondern nur 106'000 Franken betragen. Er sei davon ausgegangen, dass er für die Ersatzbeschaffung keine neue Bewilligung zur privaten Nutzung habe einholen müssen.
«Meine sofortige Amtsenthebung betrachte ich als überrissen und ungerecht», sagte Pauli.«Offenbar hat man einen Vorwand konstruiert, um mich loszuwerden. Immerhin habe ich ERZ zum Erfolg geführt und nicht wie andere Manager mein Unternehmen an die Wand gefahren.»
Den Schlüssel zum Fahrzeug musste der Direktor bereits abgeben, der Wagen soll noch diese Woche weiterverkauft werden.
«Ich hätte genauer hinsehen müssen»
Pauli trat am Montagnachmittag mit seinem Anwalt vor die Medien. Seine Statements las er vom Blatt ab. Einleitend sagte er, er wolle direkt zur Sache kommen, doch zählte er erst einmal seine Erfolge als Direktor auf. Etwa die Modernisierung der ERZ-Flotte, und dass das Unternehmen heute so viel Vermögen besitzt wie bei seiner Amtsübernahme 1997 Schulden (rund 390 Millionen Franken). Dies alles, so Pauli, sei nur möglich gewesen, weil er autoritäre Führungsstrukturen abgebaut und unternehmerisch gehandelt habe.
«Ich habe immer mit Vertrauen geführt», so Pauli. Er habe Verantwortung dort angesiedelt, wo sie auch wahrgenommen werden könne, möglichst weit unten. «Das impliziert das Risiko, dass einem das eine oder andere Problem entgeht.» Rückblickend sei ihm klar, dass er im einen oder anderen Fall genauer hätte hinschauen müssen.
Tiefbauvorsteher Filippo Leutenegger (FDP) trennt sich von seinem umstrittenen Chefbeamten. (Video: Lea Koch/Urs Rohrer)
Ende 2015 wurde bekannt, dass im ERZ-Kehrichtheizkraftwerk Hagenholz gegen das Submissionsrecht und interne Vorschriften verstossen worden war. Eine Administrativuntersuchung zeigte ausserdem, dass der Objektkredit für das Logistikzentrum nicht eingehalten wurde. Weil jedoch keine Indizien für strafrechtlich relevante Verstösse vorlagen, hat der Stadtrat den ERZ-Direktor damals nur ermahnt.
Der 58-jährige Pauli habe dem Stadtrat seinen frühzeitigen Altersrücktritt eingereicht. Dieser wurde bereits seit Januar diskutiert. Der Stadtrat habe diesen nun bestätigt und auf Antrag von Leutenegger Pauli zudem mit sofortiger Wirkung von allen Ämtern freigestellt.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch